4 Das Live-Konzept
Dieses Kapitel stellt das grundlegende Konzept von Live vor. Ein fundiertes VerstĂ€ndnis der Grundprinzipien erleichtert es Ihnen, das Potenzial von Live fĂŒr Ihr Musikmachen richtig auszuschöpfen.
4.1 Der Browser
Lives Browser ist der Ort, an dem du mit der gesamten Library interagierst (siehe Das Arbeiten mit dem Browser): mit der Core-Library, die zusammen mit dem Programm installiert wird, allen zusĂ€tzlichen Sounds, die als Teil von Ableton Packs installiert wurden, gesicherten Presets und Samples, Devices von Ableton oder Drittanbietern und allen manuell hinzugefĂŒgten Ordnern.
4.2 Live-Sets
Der Dokumententyp, den Live erzeugt und in dem gearbeitet wird, heiĂt Live-Set (siehe Live-Sets). Live-Sets werden in einem Live-Projekt abgelegt -- das ist ein Ordner, in dem zugehöriges Material gesammelt wird -- und können entweder mit dem Ăffnen-Befehl im Datei-MenĂŒ oder ĂŒber die integrierten Datei-Browser geöffnet werden.
4.3 Arrangement und Session
Die musikalischen Grundbausteine in Live heiĂen Clips. Ein Clip reprĂ€sentiert musikalisches Material: eine Melodie, einen Schlagzeugrhythmus, eine Bassfigur oder ein komplettes StĂŒck. Live erlaubt Ihnen Clips aufzunehmen, zu bearbeiten und gröĂere musikalische Strukturen aus ihnen zu bilden, zum Beispiel Songs, Filmvertonungen, DJ-Sets oder Theatermusik.
In einem Live-Set stehen zwei Umgebungen zur VerfĂŒgung, die Clips enthalten können: Das Arrangement reprĂ€sentiert eine Anordnung von Clips entlang einer musikalischen Zeitachse; die Session ist eine Echtzeit-orientierte "Startbasis" fĂŒr Clips. Alle Session-Clips besitzen individuelle Wiedergabetaster, mit denen die Clips jederzeit und in jeder beliebigen Reihenfolge gestartet werden können. Das Verhalten jedes Clips beim Starten kann mit verschiedenen Parametern prĂ€zise bestimmt werden (siehe Das Starten von Clips).
Das Arrangement steht in der Arrangement-Ansicht (siehe Arrangement-Ansicht) und die Session in der Session-Ansicht (siehe Session-Ansicht). Wenn Sie Live in einem Fenster laufen lassen, können Sie zwischen diesen beiden Ansichten mit der Tab-Taste der Rechnertastatur oder den entsprechenden SchaltflĂ€chen umschalten. Wenn Sie zwei Fenster nutzen, werden Session und Arrangement durch DrĂŒcken der Tab-Taste vertauscht und im jeweils anderen Fenster dargestellt.
Da die beiden Ansichten fĂŒr unterschiedliche Anwendungen konzipiert sind, können sie jeweils eine individuelle Auswahl von Clips enthalten. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass ein Umschalten der beiden Ansichten lediglich das Aussehen des Live-Sets Ă€ndert - und weder zu einem Wechsel der Betriebsarten noch zu einer Ănderung der hörbaren und gespeicherten Inhalte fĂŒhrt.
Arrangement- und Session-Ansicht interagieren auf nĂŒtzliche Weise. So kann man beispielsweise mit Session-Clips improvisieren und den Verlauf der Improvisation als Arrangement aufzeichnen und spĂ€ter verfeinern (siehe Sessions in das Arrangement aufzeichnen). Dies ist möglich, weil Arrangement und Session ĂŒber Spuren miteinander verbunden sind.
4.4 Spuren
Spuren enthalten Clips und verwalten den Signalfluss, sie erlauben auch das Erstellen neuer Clips durch Aufnahme, Klangerzeugung, Effektbearbeitung und Mischung.
Session- und Arrangement-Ansicht teilen sich die gleichen Spuren. In der Session-Ansicht sind die Spuren in einzelnen Spalten angeordnet, wĂ€hrend sie in der Arrangement-Ansicht vertikal ĂŒbereinander geschichtet werden, wobei die Zeit von links nach rechts verlĂ€uft. Eine einfache Regel bestimmt das Zusammenwirken der Clips in einem Track:
Eine Spur kann nur einen Clip zu einem bestimmten Zeitpunkt wiedergeben.
Deshalb wird man ĂŒblicherweise Clips, die alternativ erklingen sollen, in derselben Spalte der Session-Ansicht platzieren. Solche, die gemeinsam erklingen sollen, platziert man dagegen ĂŒber mehrere Spuren verteilt in Zeilen, die wir Szenen nennen (siehe Spuren und Szenen).
Zu einem beliebigen Zeitpunkt kann also eine Spur entweder einen Session-Clip oder einen Arrangement-Clip abspielen, jedoch nie beide Clips zugleich. Wer gewinnt also? Wenn ein Session-Clip gestartet wird, stoppt die betreffende Spur jede andere Aktion, um diesen Clip abzuspielen. Falls sie gerade mit der Wiedergabe eines Arrangement-Clips beschĂ€ftigt war, unterbricht sie diese also zugunsten des Session-Clips (andere Spuren können wĂ€hrenddessen aber mit der Wiedergabe des Arrangements fortfahren). Die Spur wird die Wiedergabe des Arrangements erst dann wieder aufnehmen, wenn sie ausdrĂŒcklich von Ihnen dazu angewiesen wird.
Genau hierfĂŒr gibt es die ZurĂŒck-zum-Arrangement-Taste, die in der Session-Ansicht auf der Master-Spur und in der Arrangement-Ansicht oben rechts im Scrub-Bereich zu finden ist. Diese Taste leuchtet auf, um anzuzeigen, dass ein oder mehrere Spur(en) gerade nicht das Arrangement, sondern stattdessen einen/mehrere Session-Clip(s) abspielen.
Durch Anklicken der SchaltflĂ€che lĂ€sst man alle Spuren wieder das Arrangement abspielen. Jede Spur in der Arrangement-Ansicht hat zusĂ€tzlich auch eine eigene ZurĂŒck-zum-Arrangement-Taste, wodurch Sie die Arrangement-Wiedergabe nur bei bestimmten Spuren fortsetzen können.
Wir können den aktuellen Stand der Dinge auch durch Anklicken der Arrangement-Aufnahme-Taste einfangen. Das Aufheben der Aufnahme oder das Stoppen von Live mit der Stopp-Taste hinterlÀsst dann ein verÀndertes Arrangement.
4.5 Audio und MIDI
Clips reprĂ€sentieren aufgezeichnete Signale. In Live gibt es zwei verschiedene Arten Signale: Audio und MIDI. In der digitalen Welt ist ein Audiosignal eine Reihe von Nummern, die eine AnnĂ€herung an ein kontinuierliches Signal darstellen, wie es von einem Mikrofon stammt oder an einen Lautsprecher geschickt wird. Ein MIDI-Signal ist dagegen eine Folge von Befehlen, etwa "spiele C4 bei mittlerer AnschlagsstĂ€rke". MIDI ist also eine symbolische ReprĂ€sentation von musikalischem Material - eine, die aufgeschriebenen Noten nĂ€her ist als einer Audioaufzeichnung. MIDI-Signale werden von EingabegerĂ€ten wie MIDI- oder USB-Tastaturen erzeugt (Eine EinfĂŒhrung zum Thema MIDI und Digital-Audio bietet http://en.wikipedia.org/wiki/Midi und http://en.wikipedia.org/wiki/Digital_audio.).
Man benötigt ein Software-Instrument (siehe Das Arbeiten mit Instrumenten und Effekten), um MIDI-Signale in hörbare Audiosignale umzuwandeln. Einige Instrumente, z.B. Lives Simpler (siehe Simpler), dienen dem chromatischen Spielen eines Sounds mit einer Klaviatur. Bei anderen Instrumenten, z.B. Lives Impulse (siehe Impulse), ist jeder Keyboard-Taste ein unterschiedlicher Percussion-Sound zugewiesen.
Audiosignale werden auf Audio-Spuren aufgenommen und wiedergegeben, MIDI-Signale auf MIDI-Spuren. Diese beiden Spur-Typen besitzen ihre eigenen entsprechenden Clip-Typen. Audio-Clips können nicht auf MIDI-Spuren verwendet werden und umgekehrt.
NĂ€here Informationen zum EinfĂŒgen, Ordnen und Löschen von Audio- und MIDI-Spuren gibt das zugehörige Kapitel (siehe Audio- und MIDI-Spuren).
4.6 Audio-Clips und Samples
Ein Audio-Clip enthÀlt einen Verweis auf ein Sample (auch bekannt als "Sound-" oder "Audiodatei") oder ein komprimiertes Sample (zum Beispiel eine MP3-Datei). Der Clip teilt Live mit, wo auf der Festplatte des Rechners das Sample zu finden ist, welcher Teil daraus wiederzugeben ist und wie er wiederzugeben ist.
Wenn ein Sample aus einem von Lives eingebauten Datei-Browsern geladen wird, erzeugt Live automatisch einen Clip, um das Sample abzuspielen. Vor dem Laden eines Samples per Drag'n'drop kann man es direkt im Browser vorhören; der Schalter im Browser mit dem Kopfhörersymbol aktiviert das Vorhören.
Live bietet viele Möglichkeiten, um Samples auf aufregend neue Weise wiederzugeben und erlaubt es Ihnen, eine Vielzahl neuer KlĂ€nge zu erzeugen, ohne dabei das Original-Sample tatsĂ€chlich zu verĂ€ndern - alle gewĂŒnschten Manipulationen werden wĂ€hrend der Wiedergabe des Samples in Echtzeit berechnet. Die entsprechenden Einstellungen werden in der Clip-Ansicht vorgenommen (siehe Clip-Ansicht), die nach einem Doppelklick auf einen Clip auf dem Bildschirm erscheint.
Besonders interessante Manipulationen ergeben sich aus Lives Warping-Funktion (siehe Warpen von Samples). Warping bedeutet, dass die Wiedergabegeschwindigkeit eines Samples unabhÀngig von seiner Tonhöhe ist und so dem Songtempo angepasst werden kann. Das Tempo kann jederzeit spontan im Tempofeld der Transportleiste geÀndert werden.
Die grundlegendste Anwendung dieser Möglichkeit -- und eine, die ĂŒblicherweise keiner manuellen Konfiguration bedarf -- ist das Synchronisieren von Sample-Loops zum gewĂ€hlten Tempo. Lives Auto-Warp-Algorithmus macht es einfach, jedes beliebige Sample zum Songtempo zu synchronisieren, selbst die Aufnahme einer betrunkenen Jazz-Kapelle. Es ist auch möglich, mit extremen Warp-Einstellungen den Klang eines Samples radikal zu verĂ€ndern.
4.7 MIDI-Clips und MIDI-Dateien
Ein MIDI-Clip enthÀlt musikalische Informationen in Form von MIDI-Noten und Controller-VerlÀufen. Wird MIDI aus einer MIDI-Datei importiert (siehe MIDI-Dateien), werden die Daten Bestandteil des Live-Sets; die Original-Datei wird dann nicht mehr referenziert. In Lives Browser wird eine MIDI-Datei mit einem speziellen Symbol und der .mid
Dateierweiterung angezeigt.
Die Clip-Ansicht ermöglicht den Zugriff auf die Inhalte eines MIDI-Clips zur Bearbeitung, um etwa eine Melodie zu verÀndern oder einen Schlagzeugrhythmus einzuzeichnen (siehe MIDI-Noten bearbeiten).
4.8 GerÀte und der Mixer
Eine Spur kann nicht nur Clips, sondern auch eine Kette virtueller GerĂ€te fĂŒr das Bearbeiten von Signalen enthalten (siehe Das Arbeiten mit Instrumenten und Effekten). Das Doppelklicken auf die Titelzeile einer Spur holt die GerĂ€te-Ansicht ins Bild, in der die GerĂ€tekette der Spur dargestellt wird.
Im Device-Browser befinden sich Lives integrierte Audio-Effekte (siehe Referenzteil zu Lives Audio-Effekten), MIDI-Effekte (siehe Referenzteil zu Lives MIDI-Effekten) sowie Instrumente (siehe Referenzteil zu Lives Audio-Effekten). Sie alle können in eine Spur eingefĂŒgt werden, indem man sie in die Device-Ansicht oder in eine Session- oder Arrangement-Spur zieht.
Sie können auch Plugins als Devices in Live verwenden (siehe Plugins verwenden). Unter dem Plug-ins Label des Browsers haben Sie Zugriff auf VST-Plug-ins und Audio-Units (nur macOS).
Stellen Sie sich einen Audio-Clip vor, der in einer Audio-Spur abgespielt wird. Das Audiosignal des Clips erreicht zuerst das GerĂ€t ganz links in der Kette. Das GerĂ€t bearbeitet (verĂ€ndert) das Signal des Clips und schickt das Ergebnis in das nĂ€chste GerĂ€t und so weiter. Die Anzahl an GerĂ€ten in einer Spur ist theoretisch unbegrenzt. In der Praxis setzt die Rechenleistung des Rechners der maximalen Anzahl gleichzeitig nutzbarer Devices Grenzen; das ist ein Thema, das eine gesonderte Betrachtung verdient (siehe Probleme mit der CPU-Last). Beachten Sie, dass die Signalleitungen zwischen GerĂ€ten immer stereo sind, die Ein- und AusgĂ€nge der Software können indes auch in den Audio-Voreinstellungen fĂŒr den Monobetrieb konfiguriert werden.
Nachdem das Signal die Device-Kette durchlaufen hat, landet es in Lives Mixer (siehe Der Mixer von Live). So wie Session und Arrangement sich die Spuren teilen, so teilen sie sich auch den Mixer. Dieser kann der Bequemlichkeit halber in beiden Ansichten dargestellt werden. Um die Darstellung auf dem Bildschirm optimal an die aktuellen Anforderungen anzupassen, lassen sich die Mixerabschnitte mit den entsprechenden Befehlen aus dem Ansicht-MenĂŒ separat ein- oder ausblenden.
Der Mixer besitzt Einstellmöglichkeiten fĂŒr LautstĂ€rke, Panoramaposition und die Sends, mit denen der Anteil bestimmt wird, den jede Spur an den Eingang der verfĂŒgbaren Return-Spuren sendet. Return-Spuren enthalten nur Effekte, keine Clips. Ăber ihre Sends können alle Spuren einen Teil ihres Signals in einen Return-Track leiten und so seine Effekte gemeinsam nutzen.
Im Mixer ist auĂerdem ein Crossfader enthalten (siehe Lives Crossfader einsetzen), der wĂ€hrend der Wiedergabe sanfte ĂbergĂ€nge zwischen den Clips auf verschiedenen Spuren herstellt. Lives Crossfader funktioniert Ă€hnlich wie der Crossfader eines DJ-Mixers. Er kann jedoch nicht nur zwei, sondern beliebig viele Spuren ĂŒberblenden â inklusive der Returns.
GerĂ€te die Audio empfangen und auch wieder ausgeben, werden als Audio-Effekte bezeichnet. In einer Audio- oder Return-Spur können nur solche Audio-Effekte eingesetzt werden. Es gibt jedoch zwei weitere GerĂ€te-Typen fĂŒr die Verwendung in MIDI-Spuren: MIDI-Effekte und -Instrumente.
Stellen Sie sich eine MIDI-Spur vor, die einen Clip abspielt. Das MIDI-Signal des Clips wird in die GerÀtekette der Spur eingespeist. Dort wird es zuerst durch eine beliebige Anzahl von MIDI-Effekten bearbeitet. Ein MIDI-Effekt empfÀngt MIDI-Informationen und gibt auch wieder MIDI-Informationen aus. Ein Beispiel ist der Scale-Effekt, der die empfangenen Noten auf eine Anwender-definierbare musikalische Skala korrigiert. Dem letzten MIDI-Effekt in der Effektkette folgt ein Instrument. Instrumente, zum Beispiel Lives Simpler und Impulse, empfangen MIDI und geben Audio aus. Auf ein Instrument können beliebig viele Audio-Effekte folgen - genau wie in einer Audio-Spur.
Wenn eine MIDI-Spur kein Instrument (und keine Audio-Effekte) enthÀlt, dann ist ihr Ausgang ein reines MIDI-Signal, das irgendwo anders hin geschickt werden muss, um zu einem Audiosignal umgewandelt zu werden. In diesem Fall sind im Mixer keine Mix- und Send-Bedienelemente sichtbar.
4.9 Presets und Racks
Jedes Device in Live kann seine Einstellungen als Preset speichern und auch wieder aufrufen (siehe Preset-Speicher der Live-GerÀte). Da Presets unabhÀngig von Live Sets gespeichert werden, werden neue Presets zum Bestandteil einer Library, auf die jedes Projekt zugreifen kann.
Lives Instrument-, Drum- und Effekt-Racks (siehe Instrument-, Drum- und Effekt-Racks) erlauben das Sichern von Device-Kombinationen und ihren Einstellungen als eigenes Preset. Diese Funktion erlaubt das Erzeugen leistungsfÀhiger Multi-GerÀte-Kreationen und ergÀnzt die eingebauten Instrumente effektiv um die FÀhigkeiten von Lives MIDI- und Audio-Effekten.
4.10 Routing
Wie wir gesehen haben, geben alle Spuren entweder Audio- oder MIDI-Signale aus. Wohin aber werden diese Signale geleitet? Das wird im EingĂ€nge/AusgĂ€nge-Bereich des Mixers bestimmt. Dieses bietet fĂŒr jede Spur MenĂŒs, in denen die Signal-Quelle und das Signal-Ziel fĂŒr den Track gewĂ€hlt werden können. Der EingĂ€nge/AusgĂ€nge-Bereich kann mit der Option EingĂ€nge/AusgĂ€nge im Ansicht-MenĂŒ sichtbar gemacht werden und ist Lives âPatchbay.â Er erlaubt zahlreiche Varianten fĂŒr das Signal-Routing (siehe Routing, EingĂ€nge, AusgĂ€nge) und ermöglicht dadurch Kreativtechniken wie Resampling, Sub-Mischungen, das Schichten von Synthesizer-Sounds, komplexe Effekt-Konfigurationen und einiges mehr.
Die Signale der Spuren können ĂŒber die an den Rechner angeschlossenen Audio- und MIDI-Interfaces an die AuĂenwelt, an Live gekoppelte Programme oder an andere Spuren und GerĂ€te innerhalb von Live geleitet werden. Spuren können auch zu einer Gruppen-Spur zusammengefasst werden, die allen in der Gruppe enthaltenen Spuren als Sub-Mixer dient (siehe Gruppen-Spuren).
Entsprechend kann fĂŒr eine Spur das Eingangssignal gewĂ€hlt werden, das durch die GerĂ€te der Spur geleitet werden soll. Wieder können Signale von auĂen oder von einer anderen Spur oder einem anderen GerĂ€t in Live als Eingangssignal gewĂ€hlt werden. Die Monitor-Wahlschalter bestimmen dabei, unter welchen UmstĂ€nden das Eingangssignal durch die Spur abgehört wird.
Signale lassen sich direkt aus der Device-Kette einer Spur an externe Hardware-GerĂ€te routen und zwar mit den Devices External Audio Effect (siehe External-Audio-Effekt) und External Instrument (siehe External Instrument). (Hinweis: Diese GerĂ€te sind in den Intro- und Lite-Editionen nicht verfĂŒgbar.)
4.11 Neue Clips aufnehmen
Audio- und MIDI-Spuren können ihr Eingangssignal aufnehmen und so neue Clips erzeugen (siehe Neue Clips aufnehmen). Die Aufnahme auf eine Spur wird durch BetĂ€tigung des Arm-Schalters fĂŒr Aufnahmebereitschaft der Spur ermöglicht. Sind mehrere Spuren ausgewĂ€hlt, fĂŒhrt das Aktivieren der Aufnahmebereitschaft auf einer Spur zur Aktivierung auf allen Spuren. Um mehrere Spuren nacheinander aufnahmebereit zu schalten, halten Sie STRG(PC) / CMD (Mac) beim Aktivieren gedrĂŒckt. Ist die Option "Exklusivschaltung fĂŒr Arm" in den Record-Voreinstellungen eingeschaltet, wird beim EinfĂŒgen eines Instruments in eine neue oder leere MIDI-Spur automatisch die Aufnahmebereitschaft fĂŒr diese Spur aktiviert. Ist der Aufnahmeschalter in der Transportleiste aktiviert, nimmt jede aufnahmebereit geschaltete Spur ihr Eingangssignal in das Arrangement auf. Jede Aufnahme fĂŒhrt zu einem neuen Clip pro Spur.
Es ist auch möglich, ganz spontan in die Slots der Session-Ansicht aufzunehmen (siehe Aufnehmen in Session-Slots). Diese Vorgehensweise ist besonders fĂŒr jammende Musiker lohnend, da bei ihr kein Stoppen der Wiedergabe erforderlich ist. Ein Klick auf die Session-Aufnahme-Taste zeichnet einen neuen Clip in der gewĂ€hlten Session-Szene bei allen aufnahmebereiten Spuren auf.
Nochmaliges Klicken auf den Aufnahmeschalter bestimmt das Ende der Aufnahme und startet den neuen Clip. Da diese Aktionen der Launch-Quantisierung in Echtzeit unterliegen, können die resultierenden Clips automatisch rhythmisch passend geschnitten werden.
Das Aufnehmen in der Session in Verbindung mit der Overdub-Option und der Aufnahme-Quantisierung ist das Mittel der Wahl fĂŒr das Erzeugen von Rhythmus-Figuren, die durch das sukzessive HinzufĂŒgen von Noten erzeugt werden, wĂ€hrend der aufgenommene Abschnitt geloopt abgespielt wird. HierfĂŒr benötigt man lediglich eine MIDI-Tastatur (oder die Computer-Tastatur) und eine MIDI-Spur mit Lives Percussion-Instrument Impulse (siehe Impulse).
4.12 Automations-HĂŒllkurven
WĂ€hrend der Arbeit mit Lives Mixer und den Effekten werden Sie oft ParameterĂ€nderungen zum Bestandteil des Arrangements machen wollen. Ăndern sich Parameter im Verlauf des Arrangements, wird dies als Automation bezeichnet (siehe Automation und das Bearbeiten der Automations-HĂŒllkurven); und ein Bedienelement, dessen Wert oder Status sich im Zeitablauf Ă€ndert, ist automatisiert. Eine Automation wird als HĂŒllkurve mit StĂŒtzpunkten dargestellt, die gezeichnet, bearbeitet und in Echtzeit aufgenommen werden können.
Praktisch alle Mixer- und Effekt-Bedienelemente in Live können automatisiert werden, sogar das Song-Tempo. Das Erzeugen von Automationen ist einfach: Alle Ănderungen an einem Bedienelement, die man bei aktiviertem Automation-Arm- und Aufnahmeschalter im Transportbereich vornimmt, werden als Automation in der Arrangement-Ansicht aufgezeichnet. Automation wird in Clips der Session-Ansicht aufgezeichnet, sobald Parameter bei der Aufnahme geĂ€ndert werden und die Taste "Automation Arm" eingeschaltet ist.
Wird ein bereits automatisierter Parameter geÀndert, ohne das aufgenommen wird, ist das Verhalten Àhnlich dem Starten von Session-Clips beim Abspielen des Arrangements: Die bestehende Automation des Parameters wird zugunsten der neuen Parametereinstellung deaktiviert. Das Bedienelement wird mit dem Verfolgen seiner Automation solange aussetzen und den manuell gewÀhlten Wert beibehalten, bis der Automation-reaktivieren-Taster angeklickt wird, der das Fortsetzen der Arrangement-Wiedergabe erzwingt.
4.13 Clip-HĂŒllkurven
HĂŒllkurven gibt es fĂŒr Spuren und Clips. Clip-HĂŒllkurven (siehe Clip-HĂŒllkurven) werden zum Automatisieren oder Modulieren von GerĂ€te- und Mixer-Parametern eingesetzt. Audio-Clips besitzen darĂŒber hinaus HĂŒllkurven, um die Tonhöhe, die LautstĂ€rke und weitere Clip-Parameter zu beeinflussen; mit diesen HĂŒllkurven kann unter anderem die Melodie und der Rhythmus aufgezeichneten Audiomaterials verĂ€ndert werden. MIDI-Clips besitzen zusĂ€tzliche Clip-HĂŒllkurven fĂŒr das Erzeugen von MIDI-Controllern. Clip-HĂŒllkurven können vom Clip entkoppelt und mit unabhĂ€ngigen Loop-Einstellungen versehen werden, so dass lĂ€ngere VerlĂ€ufe (wie Fade-Outs) oder kurze Bewegungen (wie ein Arpeggio) dem Inhalt des Clips ĂŒberlagert werden können.
4.14 Fernsteuerung ĂŒber MIDI und Rechnertastatur
Um den Anwender von der Mausbedienung zu befreien, kann man die meisten Bedienelemente in Live von einem externen MIDI-Controller "fernsteuern". Die Zuweisungen fĂŒr die Fernsteuerung werden in der MIDI-Map-Betriebsart vorgenommen (siehe Das Zuweisen der MIDI-Fernsteuerung), die durch Anklicken des MIDI-Schalters im Transportbereich aktiviert wird.
In dieser Betriebsart können Sie auf ein beliebiges Mixer- oder GerĂ€te-Bedienelement klicken und diesem dann den gewĂŒnschten Controller durch Senden der entsprechenden MIDI-Information zuweisen (zum Beispiel, indem Sie am gewĂŒnschten Regler Ihrer MIDI-Reglerbox drehen). Ihre Zuweisungen sind sofort nach Verlassen der MIDI-Map-Betriebsart aktiv. Session-Clips können einzelnen MIDI-Tasten oder ganzen Tastaturbereichen fĂŒr ein chromatisches Spiel zugewiesen werden.
MIDI-Noten und -Controller, die zur Fernsteuerung von Bedienelementen in Live zugewiesen wurden, stehen nicht fĂŒr das Aufnehmen in MIDI-Spuren zur VerfĂŒgung. Solche MIDI-Nachrichten werden ausgefiltert, bevor die empfangenen Daten zu den MIDI-Spuren gelangen.
Session-Clips, Schalter, Taster und Wahlschalter können auch durch Tasten der Rechnertastatur ferngesteuert werden. Diese Zuweisung erfolgt in der Key-Map-Betriebsart (siehe Fernsteuerung mit der Rechnertastatur), die genau wie die MIDI-Map-Betriebsart funktioniert.
Live bietet zusĂ€tzlich zu diesen universellen Zuweisungs-Möglichkeiten auch nativen Support fĂŒr Ableton Push (siehe Push 1 bedienen) und Push 2.
4.15 Sichern und Exportieren
Das Sichern eines Live-Sets sichert alles was es enthĂ€lt, einschlieĂlich der Clips, ihrer Positionen und Einstellungen sowie die Einstellungen der GerĂ€te. Ein Audio-Clip kann jedoch den Bezug zu seinem zugrunde liegenden Sample verlieren, falls dieses auf der Festplatte bewegt oder von ihr gelöscht wird. Die Beziehung zwischen Samples und Clips kann mit dem speziellen Befehl Alles sammeln und sichern bewahrt werden (siehe Das Sammeln externer Dateien). Dieser Befehl kopiert jedes verwendete Sample und legt es zusammen mit dem Live-Set in einem Projekt-Ordner ab.
Ein separater Save-Button in der Clip-Ansicht sichert die aktuellen Clip-Einstellungen als Standard fĂŒr dieses Sample (siehe Audio-Clip-Grundeinstellungen mit dem Sample sichern), so dass es bei jedem erneuten Verwenden automatisch diese Grundeinstellungen erhĂ€lt. Dies ist sehr nĂŒtzlich, wenn Sie Warp-Einstellungen fĂŒr einen Clip vorgenommen haben und diesen in mehreren Live-Sets verwenden wollen.
Das Exportieren von Audio kann in Live sowohl von der Session-, als auch von der Arrangement-Ansicht aus erfolgen. Mit dem Befehl Audio/Video exportieren (siehe Audio und Video exportieren) legt Live das Audiosignal vom Master-Ausgang als Audiodatei auf der Festplatte ab und berĂŒcksichtigt dabei das angegebene Dateiformat.
Live kann auch einzelne MIDI-Clips als MIDI-Dateien exportieren (siehe MIDI-Dateien exportieren).
Das Exportieren und Sichern von Material fĂŒr die spĂ€tere Wiederverwendung in Live kann sehr bequem mit den Live-Clips erfolgen (siehe Live-Clips). Clips aus der Session-Ansicht können aus einem Live-Set zurĂŒck in den Browser gezogen und dadurch als Live-Clips auf die Festplatte exportiert werden.
Live-Clips stellen eine sehr leistungsfĂ€hige Möglichkeit zum Speichern von Ideen dar, da sie nicht nur die Einstellungen aus der Clip-Ansicht speichern, sondern auch die Instrumente und Effekt-Ketten der entsprechenden Tracks. Live-Clips können im Browser vorgehört und zu jedem geöffneten Live-Set hinzugefĂŒgt werden, genau wie Samples. Im Live-Set stellen sie die kreative Nachbearbeitung des Original-Clips wieder her.
Mit Hilfe von Live-Clips können Sie sich eine persönliche Library aufbauen, z.B. mit:
- MIDI-Sequenzen mit passenden Instrumenten und Effekten, zum Beispiel eine MIDI-Drumfigur mit den zugehörigen Impulse- und Effekteinstellungen;
- unterschiedlichen Regionen oder Loops (siehe Transponierung und LautstÀrke des Clips), die auf dieselbe Audiodatei zugreifen;
- Variationen eines Sample-Loops, die durch unterschiedlichen Einsatz von Warp-Markern (siehe Warpen von Samples), Clip-HĂŒllkurven (siehe Clip-HĂŒllkurven) und Effekten (siehe Das Arbeiten mit Instrumenten und Effekten) erzeugt wurden;
- Ideen, die nicht zum aktuellen Projekt passen, spĂ€ter aber nĂŒtzlich sein könnten.