34 Merkblatt zu Signalen in Live
Vor Veröffentlichung von Live 7 hatte Ableton einen großen Teil seiner Entwicklungsanstrengungen darauf verwendet, die grundlegende Arbeitsweise von Lives Audio-Engine sorgfältig und objektiv zu testen. Als Ergebnis dieser Tests haben wir eine Reihe tief greifender Verbesserungen an der Audio-Engine vorgenommen. Wir haben dieses Merkblatt jedoch auch verfasst, damit Anwender leichter verstehen können, wann ihr Audio bei der Nutzung bestimmter und oft missverstandener Funktionen in Live verändert wird (und wann nicht). Ebenfalls enthalten sind Tipps, wie sich die bestmögliche Klangqualität erzielen lässt.
Wie bereits erwähnt, lag der Fokus unserer Untersuchung auf objektivem (das heißt quantifizierbarem und messbarem) Verhalten. Wir machen keine Aussagen darüber, was Sie hören können, da wir die Variablen nicht kennen, die Ihre Hörumgebung, Ihre Audio-Hardware, Ihr Hörvermögen usw. ausmachen. Wir vergleichen Live auch nicht mit anderer Audio-Software. Dieses Merkblatt bietet Ihnen vielmehr eine Übersicht über die messbaren Dinge, die Live unter verschiedenen Umständen mit dem Audiosignal tatsächlich macht.
34.1 Test und Methodologie
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Merkblatts wird jede Version von Live einer Reihe von 473 automatisierten Tests unterzogen, die jeden Aspekt seiner Funktionalität abdecken. Wenn wir neue Funktionen hinzufügen, fügen wir auch neue Tests hinzu, und wir veröffentlichen keine Version, bevor sie alle Tests bestanden hat.
34.2 Neutrale Operationen
Vorgänge in Live, die absolut keine Veränderung der Audioqualität bewirken, bezeichnen wir als neutrale Operationen. Sie können sicher sein, dass das Ausführen solcher Operationen nie eine Verschlechterung des Signals bewirkt. Werden neutrale Operationen auf mit Live aufgenommenes Audiomaterial angewendet, dann ist gewährleistet, dass ab dem Punkt der Analog-zu-Digital-Wandlung keine Veränderung des Signals stattfindet. Werden neutrale Operationen auf in Live importiertes Audiomaterial angewendet, dann ist gewährleistet, dass das importierte Audio identisch mit den Dateien ist, die auf der Festplatte gespeichert sind. Werden neutrale Operationen auf aus Live exportierte Dateien angewendet, ist desweiteren gewährleistet, dass die Qualität der erzeugten Datei mindestens der entspricht, die Sie bei der Wiedergabe hören.
Die folgende Liste der neutralen Operationen soll vor allem der Übersicht und als Referenz dienen. Während alle diese Operationen buchstäblich neutral sind, ist es wichtig daran zu denken, dass jede von ihnen in einem Kontext vorkommen kann (und ziemlich sicher wird), der auch nicht-neutrale Operationen einschließt. Wenn Sie zum Beispiel ein Audiosignal durch einen Effekt leiten, dann ist das eine nicht-neutrale Operation. Jede neutrale Operation danach wird natürlich ein Signal zur Folge haben, das in irgendeiner Weise verändert wurde. Technisch gesehen ist sogar eine Pegeländerung nicht-neutral.
Zu den neutralen Operationen gehören:
34.2.1 Rendern ohne Dithering
Der Befehl Audio/Video exportieren (siehe Audio und Video exportieren) schreibt Lives Audioausgang als Datei auf die Festplatte. Dieses Exportieren ist unter den folgenden Bedingungen eine neutrale Operation:
- die Sampling-Rate der gerenderten Datei ist die gleiche wie die, die in Lives Voreinstellungen für die verwendete Audio-Hardware gewählt wurde.
- es wurden keine nicht-neutralen Operationen ausgeführt.
Lives Rendering-Verhalten wird mit drei Arten von unbearbeiteten Audiodateien (Weißes Rauschen, Sinustöne mit fixer Frequenz und Sinus-Sweeps) in 16-, 24- und 32-Bit-Qualität getestet, die wiederum in verschiedener Bitauflösung gerendert werden. Phasenauslöschungstests mit den Original- und den gerenderten Dateien zeigen das Folgende:
- das Rendern einer Datei mit der dem Original entsprechenden Bitauflösung führt zur vollständigen Phasenauslöschung.
- das Rendern einer Datei mit höherer Bitauflösung als beim Original führt zur vollständigen Phasenauslöschung.
- das Rendern einer Datei mit geringerer Bitauflösung als beim Original führt zum geringsten Grad an Verzerrung, der in einem 32-Bit-System möglich ist.
34.2.2 Passende Sampling-Rate/keine Transponierung
Das Wiedergeben einer nicht-gestretchten Audiodatei in Live ist eine neutrale Operation, vorausgesetzt, die Samplingrate der Datei entspricht der in Lives Voreinstellungen gewählten und es kommt bei der Wiedergabe keine Transponierung zum Einsatz. Dies zeigen Phasenauslöschungstests mit den gerenderten Dateien. Beachten Sie, dass sich "Wiedergabe" in diesem Zusammenhang nur auf das Signal innerhalb von Live bezieht, also bevor es Ihre Audio-Hardware erreicht.
34.2.3 Aktiviertes Beats/Tones/Texture/Re-Pitch-Warping ohne Stretching
Entspricht das Tempo eines Clips dem Tempo des Sets, so wird dieser ohne Timestretching abgespielt. Wenn als Warp-Modus für den Clip Beats, Tones, Texture oder Re-Pitch gewählt wurde, nicht aber Complex oder Complex Pro, dann ist die Wiedergabe in diesem Fall neutral (siehe Eine optimale Stretching-Qualität vornehmen). Ein Warpen, das durch eine Änderung des Set-Tempos bewirkt wird, ist immer temporär. Audio, das ohne Warping mit einem bestimmten Tempo abgespielt wird, erklingt immer ohne Warping mit diesem Tempo, auch wenn das Tempo des Sets zwischendurch geändert wird. Haben Sie zum Beispiel einige Spuren mit 120 BPM aufgenommen und verlangsamen dann das Tempo, um eine besonders schwierige Passage einzuspielen, werden die Original-Spuren bei der Rückkehr zu einem Tempo von 120 BPM wieder neutral abgespielt. Nur die bei niedrigerem Tempo erstellte Aufnahme wird dann gestretcht. Wichtig ist, dass Grooves (siehe Das Anwenden von Grooves) auf dem Verändern von Warp-Markern basieren. Dies bedeutet, dass Audio-Clips, auf denen Groove angewendet wird, auch im Originaltempo nicht neutral wiedergegeben werden.
Die Neutralität der Wiedergabe ungestretchter Clips ließ sich durch Phasenauslöschungstests mit gerenderten Dateien zeigen.
34.2.4 Summierung an einzelnen Mix-Punkten
Seit der Version 7 verwendet Live eine doppelt präzise (64 Bit) Summierung an allen Punkten, wo Signale gemischt werden. Das schließt die Eingänge von Clip- und Return-Spuren, die Master-Spur und Racks ein. Das Mischen in Live ist daher an jedem einzelnen Summierungspunkt von Signalen eine neutrale Operation. Dies wurde mit Paaren von 24-Bit-Dateien (Weißes Rauschen, Sinustöne mit fixer Frequenz sowie deren phaseninvertierten Gegenstücken) getestet. Die Paare wurden acht mal addiert und als 32-Bit-Dateien gerendert, alle Tests ergeben eine perfekte Phasenauslöschung.
Bitte beachten Sie: Während an jedem einzelnen Mix-Punkt 64-Bit-Summierung zum Einsatz kommt, wird Lives interne Bearbeitung weiterhin mit 32 Bit ausgeführt. Bei Signalen, die über mehrere Summierungs-Punkte hinweg gemischt werden, kann daher trotzdem eine minimale Verschlechterung der Qualität auftreten. Die Kombination aus 64-Bit-Summierung innerhalb einer 32-Bit-Architektur stellt dennoch die ideale Balance zwischen Klangqualität und CPU/Speicher-Beanspruchung dar.
34.2.5 Das Aufnehmen externer Signale (Bitauflösung >/= A/D-Wandlung)
Das Aufnehmen von Audio in Live ist eine neutrale Operation, vorausgesetzt, dass die in Lives Voreinstellungen gewählte Bitauflösung gleich oder größer der des verwendeten A/D-Wandlers ist. "Neutral" bedeutet in diesem Kontext " identisch mit dem Audiosignal, das vom A/D-Wandler an Live geliefert wird."
34.2.6 Interne Quellen mit 32 Bit aufnehmen
Audio, das über das interne Routing aufgenommen wird, ist identisch zum Quellsignal, vorausgesetzt, dass die Aufnahme mit 32 Bit gemacht worden ist. Das Aufnehmen mit 32 Bit wird empfohlen, um neutrale Aufnahmen von Signalen aus Plug-in-Instrumenten oder von jeglichen Audiosignalen zu gewährleisten, die mit Effekt-Plug-ins bearbeitet wurden. Beachten Sie jedoch bitte, dass bei Signalen mit einer geringeren Bitauflösung auch eine Aufnahme mit dieser Auflösung neutral ist (unter der Voraussetzung, dass keine Effekte verwendet werden); das interne Aufnehmen einer unkomprimierten 16-Bit-Datei mit 32 Bit wird die Klangqualität nicht verbessern.
Die Neutralität interner Aufnahmen ließ sich durch Phasenauslöschungstests zeigen.
34.2.7 Einfrieren und Als Audio fixieren
Beim Einfrieren von Spuren (siehe Spur einfrieren) werden Dateien mit 32 Bit erzeugt, damit die Qualität der Dateien der des Signals vor dem Einfrieren entspricht. Es gibt allerdings einige Umstände, die beim Einfrieren zu nicht-neutralem Verhalten führen und beachtet werden sollten:
Eingefrorene Spuren in der Arrangement-Ansicht können Audiomaterial enthalten, das über die eigentlichen Clip-Grenzen hinausgeht, etwa Hallfahnen oder Echos. Eingefrorene Spuren der Session-Ansicht hingegen haben immer exakt die Länge zweier Loop-Durchgänge, sodass Audiomaterial, das im nicht eingefrorenen Zustand über zwei Looplängen hinausgeht, beim Einfrieren abgeschnitten wird.
Zeit-basierte Effekte wie Hall oder Echos werden für nicht eingefrorene Clips in Echtzeit berechnet, sodass das Stoppen der Wiedergabe während solcher Effekte diese ausklingen lässt. Im Gegensatz dazu besteht ein eingefrorenes Ausklingen aus einer gerenderten Audiodatei, deren Wiedergabe beim Stoppen abrupt beendet wird.
Bei eingefrorenen Clips in der Arrangement-Ansicht werden alle Parameter-Automationen Bestandteil der gerenderten Audiodatei. Eingefrorene Clips in der Session-Ansicht machen dagegen einen "Schnappschuss" aller Parameterwerte der Arrangement-Position 1.1.1 und behalten diese Werte über die Dauer des Einfrierung bei. Dies entspricht dem Verhalten nicht eingefrorener Clips; werden solche normalen Clips in der Session-Ansicht abgespielt, so werden Arrangement-Automationen außer Kraft gesetzt und erst durch Betätigen des Zurück-zum-Arrangement-Tasters wieder aktiviert.
Eingefrorene Clips werden immer mit aktiviertem Warping und im Beats-Modus abgespielt, wodurch sie den gleichen Gesetzmäßigkeiten bezüglich der Nicht-Neutralität wie alle anderen gewarpten Audiodateien unterliegen.
Jedes Gerät mit Zufalls-Parametern (wie zum Beispiel der Chance-Parameter im Gerät Beat Repeat) wird nach dem Einfrieren kein Zufallsverhalten mehr zeigen. Ähnlich wie bei den Zeit-basierten Effekten liegt das daran, dass die beim Einfrieren auftretenden Zufallswerte Bestandteil der gerenderten Datei werden und danach nicht mehr in Echtzeit berechnet werden.
Bitte beachten Sie, dass der Befehl "Als Audio fixieren" die Original-Clips und ihre Geräte durch die Dateien ersetzt, die durch das Einfrieren erzeugt wurden. Bei Verwendung dieses Befehls ist es daher wichtig, die oben genannten Spezialfälle zu bedenken -- was Sie nach dem Einfrieren hören, ist exakt das, was Sie bei Verwendung von "Als Audio fixieren" erhalten.
Diese Prozedur wurde getestet, indem der Ausgang einer Audio-Spur gerendert und mit dem eingefrorenen Audiomaterial der gleichen Spur verglichen wurde. Der Phasenauslöschungstest zeigte, dass beide Dateien identisch sind.
34.2.8 Auf Bypass geschaltete Effekte
Auf Bypass geschaltete Effekte werden in Live aus dem Signalfluss entfernt. Dies gilt gleichermaßen für Lives integrierte Effekte und VST- und AU-Plug-ins von Drittanbietern. Entsprechend ist das Audiosignal am Ausgang eines auf Bypass geschalteten Effekts identisch mit dem Audiosignal an seinem Eingang. Beachten Sie aber bitte, dass Effekte, die eine integrierte Verzögerung benötigen (z.B. die Look-Ahead-Funktion in Compressor, diese Verzögerung auch bei aktiviertem Bypass wirksam werden lassen, um den automatischen Latenzausgleich mit dem Rest des Projekts zu gewährleisten. In den meisten Fällen wird die Auswirkung dieses Verhaltens nicht wahrnehmbar sein.
Die Neutralität auf Bypass geschalteter Effekte wurde getestet, indem eine Instanz jedes Live-Effekt-Geräts auf eine Spur geladen, deaktiviert und der Ausgang der Spur gerendert wurde. Die gerenderte Datei wurde mit einer gerenderten Datei der gleichen Spur ohne geladene Effekte verglichen. Der Phasenauslöschungstest zeigte, dass beide Dateien identisch sind.
34.2.9 Routing
Das Routen von Signalen innerhalb von Live (siehe Routing, Eingänge und Ausgänge) ist eine neutrale Operation. Das Signal am Routing-Ziel ist identisch mit dem an der Routing-Quelle. Es ist beachtenswert, dass Lives flexible Routing-Architektur eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet, darunter Signalabgriffe vor oder nach den Effekten einer Spur und nach dem Mixer oder den Abgriff einzelner Sample-Slots beim Instrument Impulse. Bei Nutzung dieser Möglichkeiten ist es wahrscheinlich, dass das Signal am Routing-Ziel anders als vor dem Routen klingt, da es vor dem Durchqueren seiner ursprünglichen Signalkette angegriffen wurde.
34.2.10 Clips teilen
Clips die bereits neutral sind, bleiben dies auch nach dem Teilen (siehe Clips teilen). Das Teilen beeinflusst nur die Wiedergabeposition innerhalb eines Samples und hat keinen Einfluss auf die Sample-Daten selbst. Die Wiedergabe über eine Teilung hinweg erfolgt nahtlos und samplegenau.
Die Neutralität von Clip-Teilungen wurde unter verschiedenen Bedingungen getestet:
- Teilen von nicht gewarpten Clips mit Loop an/aus;
- Teilen von gewarpten aber nicht gestretchten Clips mit Loop an/aus;
In allen Fällen wurde der Ausgang gerendert und mit dem Ausgang einer nicht geteilten Version der gleichen Quelle verglichen. Der Phasenauslöschungstest zeigte, dass beide Dateien identisch sind.
34.3 Nicht-Neutrale Operationen
Vorgänge in Live, die eine Veränderung der Audioqualität bewirken, bezeichnen wir als nicht-neutrale Operationen. Solche Operationen bewirken in jedem Fall zumindest eine geringe Veränderung des Signals. Werden nicht-neutrale Operationen auf in Live importiertes Audiomaterial angewendet, dann ist das importierte Audio auf jeden Fall nicht mit den Dateien identisch, die auf der Festplatte gespeichert sind. Werden nicht-neutrale Operationen auf aus Live exportierte Dateien angewendet, entspricht die erzeugte Datei auf jeden Fall nicht exakt dem, was Sie bei der Wiedergabe in Echtzeit hören.
Zu den nicht-neutralen Operationen gehören:
34.3.1 Wiedergabe im Complex- und Complex-Pro-Modus
Die Algorithmen der Warp-Modi Complex (siehe Complex-Modus) und Complex Pro (siehe Complex-Pro-Modus) verwenden eine völlig andere Technologie als die Algorithmen der Modi Beats, Tones, Texture und Re-Pitch. Obwohl die Complex-Modi besonders bei gemischtem Material mit vielen unterschiedlichen Klangquellen besser klingen können, sind sie nie neutral — selbst mit dem Originaltempo nicht. Darum und weil diese Algorithmen eine höhere CPU-Last erzeugen, empfehlen wir ihre Verwendung nur in solchen Fällen, in denen die anderen Warp-Modi zu keinem zufrieden stellenden Ergebnis führen.
34.3.2 Sample-Raten-Konvertierung/Transponierung
Sample-Raten-Konvertierung (sowohl bei der Echtzeit-Wiedergabe als auch beim Rendern) ist eine nicht-neutrale Operation. Die Wiedergabe von Audiodateien, deren Sampling-Rate nicht der in Lives Voreinstellungen gewählten Rate entspricht, wird eine Verminderung der Signalqualität bewirken. Auch die Transponierung ist eine Form der Sample-Raten-Konvertierung und führt deswegen ebenfalls zu einem nicht-neutralen Verhalten.
Um mögliche negative Auswirkungen bei der Echtzeitwiedergabe zu vermeiden, ist es empfehlenswert die Sample-Raten-Konvertierung als Offline-Prozess durchzuführen, anstatt Dateien mit unterschiedlichen Sampling-Raten in einem Set zu mischen. Sobald die Samples mit der Samplingrate exportiert wurden, die Sie in Live verwenden wollen, können sie ohne Qualitätsverlust importiert werden.
Das Rendern von Audio aus Live mit einer anderen Sampling-Rate als der im Projekt verwendeten ist ebenfalls eine nicht-neutrale Operation. Seit Live 9.1 wird für die Sampleraten-Konvertierung beim Export der sehr hochwertige Algorithmus der SoX Resampler Library (Dieses Produkt integriert die Library SoX Resampler, lizenziert gemäß GNU LGPL v2.1.) eingesetzt, wodurch die heruntergesampelten Dateien äußerst geringe Verzerrungen aufweisen.
34.3.3 Lautstärke-Automation
Eine Lautstärke-Automation verändert den Pegel und ist daher zwangsläufig eine nicht-neutrale Operation. Bestimmte Implementationen einer Lautstärke-Automation können besonders dann zu hörbaren Artefakten führen, wenn die Automations-Hüllkurve bei der Berechnung nicht häufig genug abgetastet werden. Seit Live 7 wird die Lautstärke-Automations-Hüllkurve für jedes Audio-Sample abgetastet und berechnet, was in einer äußerst geringen Verzerrung resultiert.
34.3.4 Dithering
Wenn Audio in einer niedrigeren Bitauflösung gerendert wird, ist das Anwenden von Dithering sinnvoll, um Artefakte zu minimieren. Dithering (eine Art minimales Grundrauschen) ist prinzipbedingt ein nicht-neutraler Vorgang, der jedoch beim Verringern der Bitauflösung zu einer Verbesserungen der Klangqualität, vor allem bei Signalen mit niedrigem Pegel führt.
Beachten Sie bitte, dass Lives interne Signalbearbeitung durchgehend in 32 Bit erfolgt, selbst eine geringfügige Pegeländerung hat deswegen 32-Bit-Audio zur Folge -- auch dann, wenn das ursprüngliche Material 16 oder 24 Bit hatte. Wenn Sie also nicht gerade in Live mastern oder etwas finalisieren, sollten Sie am besten immer mit 32 Bit rendern, um das Dithering bei diesem Arbeitsschritt entbehrlich zu machen.
34.3.5 Das Aufnehmen externer Signale (Bitauflösung < A/D-Wandlung)
Das Aufnehmen von Audio in Live ist eine nicht-neutrale Operation, wenn die in Lives Voreinstellungen gewählte Bitauflösung geringer als die des verwendeten A/D-Wandlers ist. Dies wird nicht empfohlen.
34.3.6 Interne Quellen mit weniger als 32 Bit aufnehmen
Über internes Routing aufgenommenes Material verliert an Qualität, wenn die Aufnahme mit weniger als 32 Bit erstellt wird. Das Aufnehmen mit 32 Bit wird empfohlen, um neutrale Aufnahmen von Signalen aus Plug-in-Instrumenten oder von jeglichen Audiosignalen zu gewährleisten, die mit Effekt-Plug-ins bearbeitet wurden. Beachten Sie jedoch bitte, dass bei Signalen mit einer geringeren Bitauflösung auch eine Aufnahme mit dieser Auflösung neutral ist (unter der Voraussetzung, dass keine Effekte verwendet werden); das interne Aufnehmen einer unkomprimierten 16-Bit-Datei mit 32 Bit wird die Klangqualität nicht verbessern.
34.3.7 Konsolidieren
Das Konsolidieren von Clips in der Arrangement-Ansicht (siehe Clips konsolidieren) erzeugt neue Audiodateien, die im Vergleich zu den Original-Audiodaten nicht neutral sind. Insbesondere werden die neuen Dateien normalisiert, dabei wird die Clip-Lautstärke so angepasst, dass die Clips mit der gleichen Lautstärke wie vor dem Konsolidieren erklingen. Die Normalisierung ist eine Pegeländerung und eine solche ist eine nicht-neutrale Operation. Die neuen Dateien werden ferner mit der in Lives Voreinstellungen gewählten Sampling-Rate und Bitauflösung erzeugt, die von denen in der Ursprungsdatei abweichen können.
34.3.8 Clip-Fades
Ist die Option "Fades automatisch an Clip-Grenzen erzeugen" in den Record/Warp/Launch-Voreinstellungen aktiviert, werden Clip-Anfang und -Ende mit einem kurzen Fade (max. 4 ms) versehen, um eventuell auftretende Klicks beim Abspielen an den Clip-Grenzen zu vermeiden. Diese Fades zur Klickbeseitigung können auch auf Clips in der Session-Ansicht mit Hilfe des Fade-Buttons angewendet werden (siehe Ein- und Aublenden eines Clips). In der Arrangement-Ansicht können die Clips zusätzlich einstellbare Fades und Crossfades erhalten (siehe Fades und Crossfades von Audio-Clips). Die Anwendung jede dieser Fade-Optionen ist eine nicht-neutrale Operation.
34.3.9 Panorama-Regelung
Live verwendet eine Constant-Power-Panoramaregelung mit sinusförmigen Gain-Kurven. In der Mittelstellung ist der Ausgangspegel 0 dB; ganz nach links oder rechts geregelte Signale werden um 3 dB im Pegel angehoben. Um diese Pegeländerung zu minimieren, kann es vor extremen Panoramaregelungen hilfreich sein, die maximale Stereobreite zu verringern. Dies ist mit dem Width-Parameter im Utility-Gerät möglich.
34.3.10 Grooves
Unter den meisten Bedingungen ist die Wiedergabe eines gewarpten Clips, der das gleiche Tempo wie das Set besitzt, eine neutrale Operation. Wird jedoch ein Groove verwendet (siehe Das Verwenden von Grooves), dann ist die Wiedergabe nicht-neutral, ganz gleich bei welchem Tempo.
34.4 Tipps zum Erzielen der besten Klangqualität in Live
Es folgt eine Liste mit empfohlenen Vorgehensweisen und Einstellungen für Anwender, die die optimale Klangqualität in Live erzielen wollen.
- Entscheiden Sie vor der Arbeit an einem Projekt, welche Sampling-Rate Sie verwenden wollen, statt diese während der Arbeit am Projekt zu ändern.
- Nehmen Sie Audio in Live mit hochwertigen Hardware-Komponenten (Audio-Interface, Kabel, etc.) und mit der höchsten Sampling-Rate und Bitauflösung auf, die Ihr Audio-Interface und der Rechner ermöglichen.
- Vermeiden Sie es, Samples mit unterschiedlichen Sampling-Raten im gleichen Projekt zu verwenden. Wenn Sie mit solchen Dateien arbeiten wollen, sollten Sie sie zunächst in einem darauf ausgelegten Offline-Programm auf die für Ihr Audio-Interface gewählt Sampling-Rate konvertieren.
- Deaktivieren Sie bei allen Audio-Clips die Optionen Warp und Fade in der Clip-Ansicht.
- Die Regler für Transpose und Detune sollten bei allen Clips unberührt bleiben.
- Rendern Sie immer mit 32 bit.
Bitte beachten Sie, dass diese Tipps zwar die optimale Audioqualität sicherstellen, dabei aber einige Funktionen von Live außer Kraft setzen -- insbesondere das Stretching und Synchronisieren.
34.5 Zusammenfassung und Schluss
Ableton hat dieses Merkblatt verfasst, damit Sie als Anwender leichter und besser verstehen, welche Vorgänge in Live das Audiomaterial wie beeinflussen. Unser Schwerpunkt lag auf Funktionen, die sich im Laufe der Jahre als verwirrend herausgestellt haben und missverstanden worden sind; die hier gelisteten neutralen und nicht-neutralen Operationen sind notwendigerweise unvollständig.
Zögern Sie aber bitte auch nicht, uns zu kontaktieren (siehe https://www.ableton.com/help/), falls Sie zusätzliche Fragen haben, die hier nicht beantwortet wurden. Live ist ein Produkt, aber auch ein kontinuierlicher Prozess, der stark vom Input der Anwender profitiert.