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Stones Taro: Clubsounds aus den Tiefen des Ozeans
Stones Taro, der mittlerweile in Kyoto in Japan ansässig ist, hat seit langem eine enge Verbindung zum Meer. Der Produzent und DJ wurde in Wakayama geboren, der Heimat einiger der heiligsten Stätten und schönsten Strände Japans. Hier wuchs Taro Nakano auf, verzaubert von der warmen Meeresbrise und dem Klang des Ozeans, der an die Ostküste der Stadt brandet. Musikalisch ließ sich Nakano stark von britischer Dance-Musik inspirieren und wurde 2015 mit seiner klassischen Interpretation von Acid-Techno, House, Grime und Jungle in der lokalen Szene von Kyoto aktiv.
Doch trotz einiger EPs, die bei den angesagtesten Underground-Labels Großbritanniens veröffentlicht wurden und auch gut ankamen, tat sich Nakano schwer, seine Stimme zu finden. Auf der Suche nach einem echten Konzept fand der Produzent schließlich Halt in seiner früheren Umgebung – den Geräuschen und Gerüchen des Meeres. So entstand seine Debüt-LP Dwellers of the Seabed – eine fließende Verbindung von wogenden Klanglandschaften und druckvollem Techno. Darauf setzt Nakano auf die nativen Effekte von Ableton Live, um der Musik einen Hauch aquatischer Authentizität zu verleihen.
Was für Musik hast du gehört, als du in Wakayama, Japan, aufgewachsen bist?
Ich bin ein großer Fan von elektronischer Musik aus Japan. Mich haben viele japanische Künstler sehr inspiriert. Auch wenn ich Bands wie das Yellow Magic Orchestra mag, fühle ich mich mehr zum Sound von Soichi Terada und Rei Harakami hingezogen. Tatsächlich hatte ich das Glück, ein paar Mal mit Terada zusammenzuarbeiten. Seine Musik fordert meine Kreativität immer wieder heraus. In Japan gab es Anfang der 2010er Jahre einen Boom von Live-Gigs mit Elektro-Beats. Zu der Zeit habe ich angefangen, in Clubs zu gehen und mich fürs Beatbauen zu interessieren.
Ist es das, was dich an 90er Dance Musik angezogen hat?
Meine Reise in die Welt von House, UK Garage und Jungle begann ungefähr 2015 dank einiger Freunde, die ich in Clubs in Kyoto und Osaka kennengelernt hatte. Eine Legende unter den japanischen Produzenten für elektronische Musik aus Kansai, Technoman, hat mir die Augen für die unglaubliche Welt des 90er-Jahre-House geöffnet, insbesondere für das Label Strictly Rhythm. Angesichts meiner früheren Leidenschaft für Warp Records in meinen Hardcore-Punk-Tagen war es nur natürlich, dass ich mich diesen Genres zuwandte, als ich mit dem Clubbing begann.
Hat Kyoto eine eigene elektronische Musikszene?
Absolut. Kyoto hat eine lebendige und einzigartige Musikszene. Und viele Universitäten, die ihren Teil dazu beitragen, dass sich eine Community aus jungen Musikschaffenden gebildet hat. Mein Label NC4K veranstaltet regelmäßig Events in einem Club namens West Harlem in Kyoto. Der Veranstaltungsort zieht viele talentierte, aufstrebende DJs und Produzenten an. Auch wenn die britische Bass- und Garage-Szene hier noch relativ klein ist, ist es für mich Herzenssache, sie weiter aufzubauen.
Warst du mal in Großbritannien, um die britische Clubszene kennenzulernen?
Ich konnte im Oktober 2023 zum ersten Mal durch Großbritannien touren und habe in einigen unglaublichen Venues gespielt, darunter der Carpet Shop in Südlondon, das Wire in Leeds und Next Door Records in Westlondon. Der Sound in diesen Läden ist wirklich außergewöhnlich. Ich war auch auf einer SUBDUB-Soundsystem-Party. Eine überwältigende Erfahrung, die mein Verständnis für tiefe Frequenzen völlig neu definiert hat. Mit dem Soundsystem dort waren Subbasslines so deutlich wahrnehmbar wie Synthesizer, Drums und Gesang. Da ich noch nie ein echtes Soundsystem erlebt hatte, war es für mich ein echter Schock, als ich den Subbass direkt vor der Nase hatte. Seitdem achte ich stärker darauf, Subbass-Töne unter 45 Hz in meine Tracks einzubauen.
Gibt es Aspekte deiner Musik, die von der japanischen Kultur geprägt sind?
Eine interessante Frage, da meine Musik nicht als besonders japanisch gilt. Tatsächlich ist mein intensiver Einsatz vom Subbass in Japans elektronischer Musikszene ziemlich einzigartig.
Allerdings würde ich schon sagen, dass die Tracks von mir, die nicht so düster oder poppig sind, von japanischer Electronica beeinflusst sein könnten. Aber letztendlich gehört mein Herz für immer Jungle, UK Garage und House. Und ich glaube, dass es innerhalb dieser Stile immer noch Raum für Entwicklung gibt. Das möchte das in meinen Produktionen zum Ausdruck bringen.
*Erfordert Live 12 Suite
Deine Musik ist ja wie gesagt sehr stark an Clubmusik angelehnt, aber deine Debüt-LP, Dwellers of the Seabedist strenggenommen keine Club-Platte….
Für mich war das eine ziemliche Herausforderung, ein stimmiges Album zu machen, das zwischen Genres switcht. Ich wollte schon seit Jahren ein Album machen. Aber ich habe nie den Punkt erreicht, an dem ich das Gefühl hatte, dass meine Tracks hinsichtlich meines Produktionsstils albumfähig wären. Es war ein langer Struggle. Um ihn zu bezwingen, musste ich von vornherein ein klares Konzept entwickeln, um auf dieser Grundlage Musik zu machen. Um das Konzept hinter Dwellers of the Seabed Wirklichkeit werden zu lassen, habe ich viel Zeit damit verbracht, Dinge über das Meer zu lernen. Ich habe Bücher und visuelle Wörterbücher gelesen. Dabei habe ich Musik gemacht, in der ich die thematischen Bilder wiedergegeben habe, die in meinem Kopf entstanden waren.
Dwellers of the Seabed hast du in nur drei Monaten aufgenommen, was für eine moderne Produktion ziemlich schnell ist.…
Meine Beatbau-Techniken können durch externe Plug-Ins in anderen DAWs repliziert werden. Aber Live zeichnet sich dadurch aus, dass es nur ein einziges standardmäßiges Drum-Rack-Gerät hat, das in seiner Benutzung sehr intuitiv ist und eine geringe CPU-Auslastung hat. Dadurch kann ich ganz stressfrei und schnell Beat-Arrangements schreiben. Und ich würde sagen, das ist für Producer wie mich, die keinen High-End-Computer haben, sehr wichtig. Wäre es nicht tragisch, wenn große Kreativ-Ideen nur aufgrund der Leistungsfähigkeit einer Maschine nicht vollständig verwirklicht werden könnten?
Genauer gesagt: Wie hat Drum Rack dir geholfen, deinen Arbeitsprozess zu optimieren?
Fast alle Drumsounds wurden damit sorgfältig abgestimmt und arrangiert. Nachdem ich Samples für Kick, Snare und Hi-Hats ausgewählt und die Basis-Beats zusammengestellt hatte, habe ich Parameter wie Transpose und ADSR angepasst, um ihnen einen tanzbareren Klang zu verleihen. Beispielsweise habe ich die Attacks von Hi-Hats oder Kick-Drums verzögert, um den Beat weicher zu machen. Oder ich habe einen langsamen LFO ganz leicht auf den Pitch der Hi-Hats angewendet, um subtile Variationen zu erzeugen. Allgemein habe ich die Tonhöhe jedes Samples in Drum Rack so arrangiert, dass die Gesamtheit der Drums einen wohlklingenden Beat erzeugt.
Du bist auch ein Fan von Abletons Spectral Resonator…
Beim Track Sand Testinghabe ich im letzten Teil der Break-Section den Granulatorsound des Spectra Resonators auf einem Pad verwendet. Indem ich das Abklingen von Spectral Resonator langsam verlängert habe und gleichzeitig den Transponierungsparameter runtergesetzt habe, konnte ich einen Klang erzeugen, der an das Fallen vieler kleiner Sterne erinnert. Ich hatte das Gefühl, dass dabei ein wirklich anregender und beeindruckender Effekt entsteht. Das ist ein Trick, den ich bei zukünftigen Produktionen häufig anwenden möchte.
Du bist sind in Wakayama an der Ostküste Japans aufgewachsen. Hast du das Meer so sehr vermisst, dass es zur Lösung deiner konzeptionellen Suche werden musste?
Im Moment ist das Meer in Kyoto sehr weit weg von mir, und ja, ich habe das Rauschen der Wellen und die Meeresbrise vermisst. Mir ist erst als ich älter wurde klar geworden, wie wundervoll das ist, und ich wollte das zum Ausdruck bringen. Daher enthält der Titelsong einige interessante Samples – insbesondere das Geräusch von Wasser. Die Wal- und Blubbergeräusche habe ich in einem japanischen Webshop gekauft, der Soundeffekte für Filme und Theater verkauft. Anschließend habe ich eine Kombination aus Walgesang, Blubber-Sounds und elektronischen Glitches benutzt, um Unterwasseratmosphären zu erzeugen.
Der Track Harvest enthält Aufnahmen deiner zweijährigen Tochter. War das so geplant?
Meine Tochter hat zu der Zeit jeden Abend vor dem Schlafengehen ihr „Geplapper“ geübt. Und das klang so schön, dass ich es heimlich mit einem Tascam-Audiorecorder aufnehmen musste. Von diesem Moment an wusste ich, dass ich dieses wunderbare Geplapper in meinen Tracks verwenden will. Es hat keine Bedeutung, aber einen sprachlichen Groove. Als ich Delay und Reverb auf die Aufnahme gelegt habe und sie mit dem Intro zu Harvest überlagerte, war ich bewegt. Und fand auch, dass es zum Konzept einer Unterwasserkultur oder einer anderen Sprache passte. Natürlich bekommt sie was von den Tantiemen, wenn sie groß ist!
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Text und Interview: Danny Turner