Wozu kollaborieren? Sam Slater im Interview
Musiker:innen bringen ihre Skills und Klänge in unsere Produktionen ein, Produzent:innen teilen wertvolle Perspektiven mit uns: Wenn’s um musikalische Kooperationen geht, denken die meisten von uns wahrscheinlich daran, wie Dritte die Ergebnisse unserer Arbeit optimieren können. Wenn es nach Sam Slater geht, sind die Resultate musikalischer Kollaborationen jedoch überbewertet: „Ich freunde mich lieber mit Leuten an und habe eine gute Zeit mit ihnen, aus der am Ende gar keine Musik herausspringt,” sagt er lachend. „Das ist ab und an passiert, dass man sich so dachte: ‘Das was wir hier gerade fabriziert haben, sollten wir niemals irgendjemandem zeigen.'''
Slaters Kollaborationen hatten im Laufe der letzten zehn Jahre immer wieder beeindruckende musikalische Werke zum Ergebnis, von seiner Produktionsarbeit für die Filmmusik von Joker und Chernobyl seines Partners Hildur Guðnadóttir bis hin zum Musique-Concrète-Soundtrack zum Videospiel Battlefield 2042, den das Duo produziert hat. Es mag also erstaunen, dass Kollaborationen für Slater idealerweise ohne Output bleiben – oder zumindest ohne ein greifbares Ergebnis. In seinem Keynote-Interview Loop Create 2022 spricht der Komponist und Produzent über eine Vorstellung von Zusammenarbeit, die mehr Wert auf Beziehungen legt als auf Ergebnisse. Im Sprechen über eigene Kollaborations-Erfahrungen – ob in Studios, auf Bühnen, in Proberäumen oder in Zoom-Calls – kritisiert der Produzent Herangehensweisen, die aus der Zusammenarbeit mit anderen Menschen immer Wert schöpfen wollen. Als Alternative entwirft er ein Modell von Kollaboration, das auf Freundschaft, Respekt und Menschlichkeit beruht und das der anderen Person „Raum lässt”, wie er sagt, „um so gut zu sein wie nur irgend möglich.”