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Paradox: High-End-Breakbeats
Breakbeats werden seit den späten 70ern gesampelt, modifiziert und re-kontextualisiert. Sie existieren über global verzweigte, sich ständig verändernde Netzwerke elektronischer Musik hinweg und wurden zum bestimmenden Element einer ganzen Reihe an Genres. Im Laufe der Zeit gewann die dahinterstehende Methode des Beatbauens an Komplexität und Nuancenreichtum; die technisch anspruchsvollsten Beispielen finden sich im Drum and Bass und dessen Subgenre Drumfunk. Stilgebend sind hier dynamische Patterns, deren Wurzeln teils in unbekannteren Breakbeats, teils in altbekannten Klassikern liegen.
Einer der Meister seines Faches ist der Produzent Dev Pandya aka Paradox, bekannt für akribisch programmierte Beats, präzise platzierte Shuffles und einen unvergleichlichen Funk. Seine umfangreiche Diskographie, geprägt von regelmäßigen Vinyl-Releases auf Labels wie Moving Shadow, Metalheadz und Reinforced, zeugt von einer lebenslangen und ungebrochenen Hingabe an sein Handwerk.
Einige Tracks mit Paradox
„Damals, um 1989, haben wir schnelle Funk-Breakbeats mit 8-Bit-Techno-Stabs und 808-Basslines kombiniert”, erzählt Dev. „Wir wussten nicht, welchen Sound wir damit kriegen, weil es in unserem Tempo sonst nichts gab. Das war auch noch vor dem Internet, also haben wir Kassetten an ein paar Labels geschickt. Moving Shadow hat sich zurückgemeldet und wir haben uns mit dem Besitzer getroffen, Rob Playford. Als er sich unsere Sachen anhörte, meinte er, wir wären viel zu schnell, und fragte uns, wie viel BPM das sind. Wir wussten es nicht, weil unser Computer keinen BPM-Zähler hatte, aber für uns klang’s gut, und wir wollten auch nichts dran ändern. Im Rückblick denke ich, der hat uns bestimmt für verrückt gehalten. Er hat uns an dem Tag trotzdem einen Vertrag angeboten, und wir meinten, wir ziehen uns nochmal zurück, um das zu diskutieren. Im Gehen kamen wir an einer Garderobe vorbei und sahen dort diese Moving-Shadow-Jacken hängen, mit dem Logo mit dem tanzenden Mann hinten drauf. Mein Produktionspartner DJ Trax und ich sahen uns an und wussten einfach, was Sache ist. Wir haben Rob dann später an dem Tag angerufen und den MS-Deal angenommen, und unsere erste Mixrace-12-Inch wurde 1992 rausgebracht.”
Die Faszination für die kulturellen Wurzeln der Breakbeats entwickelte Dev, selbsternannter B-Boy, in Plattenläden, wo er regelmäßig mit dem Produzenten Nucleus auf die Suche nach seltenen Sammlerstücken und versteckten Schätzen ging. Im Rückblick auf frühe Begegnungen mit Sampling-Klassikern wie „Amen, Brother” von The Winstons oder „Funky Drummer” von James Brown erinnert sich Dev an die Entdeckung der Ultimate Breaks and Beats LP-Reihe, die großen Einfluss auf Paradox’ ausschließlich auf Vinyl erschienene Drum-Break-Reihe Wax Breaks hatte. Einige Loops aus der Serie hat Dev als kostenlosen Download mit uns geteilt.
Devs Wissen über Rhythmustheorie lässt einen Hintergrund und eine Ausbildung als Schlagzeuger vermuten – tatsächlich hatte der Musiker aber vor seiner Schaffenszeit als Produzent nie einen Drumstick berührt. Dieser Umstand hinderte das niederländische Schlagzeug- und Percussionmagazin Slagwerkkrant nicht daran, ein Feature über ihn zu veröffentlichen, in dem er neben Phill Collins als Computer-Drummer vorgestellt wurde.
„Ich glaube, ein paar Leser:innen meinten im Nachgang, dass ich da nicht reingehört hätte, weil ich nie einen Drumstick in der Hand gehabt hatte – aber das ist immer noch eins meiner Lieblingsfeatures aus meinem Pressekatalog.”
Devs Fähigkeit, sich inmitten einer sich stetig verändernden Welt treu zu bleiben, spiegelt sich sowohl in seiner Musik wider, als auch in seinen Tools: Noch heute arbeitet der Musiker mit einem Commodore Amiga, auf dem eine 90er-Version des OctaMed-Trackers läuft, sowie einem Akai S3000XL – ein Setup, das im Vergleich zu heutigen Möglichkeiten der Beatproduktion natürlich an seine Grenzen stößt. Wir fragten Dev, ob das nicht manchmal auch frustrierend sein kann.
„Klar gibt es viele Programme, die perfekt zu meiner Arbeit passen, und die darüber sogar noch hinausgehen. Ich will da aber nicht zu sehr den wissenschaftlichen Weg einschlagen, weil mir das nicht so viel Spaß macht. Ich sehe jüngere Leute, die den Amiga und den OctaMed benutzen, und das ist super – Oldschool-Techniken aus dem Jungle-Bereich wieder aufzugreifen ist großartig. Ich arbeite mit dem OctaMed, seit es ihn gibt, also kenne ich den Code im wahrsten Sinne des Wortes auswendig. Andere Artists, mit denen ich arbeite, nutzen DAWs – und klar, ich kenne die Vorteile davon, Computerprogramme mit all ihren Vorzügen zu nutzen. Wenn ich dabei zusehe, wie schnell die Leute Sachen hinkriegen, für die ich einen Jahresurlaub nehmen müsste, macht mich das schon neidisch, aber es bremst mich kreativ nicht aus. Eine der größten Frustrationen ist es tatsächlich, dass eben immer das ansteht, was gerade ansteht. Ich kann nicht zwischen Projekten switchen wie bei einer DAW. Meine Mischpulteinstellungen kann ich nicht ändern, bevor das Projekt fertig ist.”
Eine Auswahl an Breakbeats
Es ist nicht leicht, Breaks zu finden, die sich gut fürs Sampling eignen – gerade für schnelle Genres wie Drum and Bass. Dev achtet dabei immer darauf, von Anfang an eine gute Vorstellung vom gesuchten Sound und seinen Eigenschaften zu haben, um potentiell später auftretende Probleme zu vermeiden.
„Viele meiner Grooves finde ich, indem ich wild zwischen Pattern in Blocks hin- und herspringe und dabei Loops entdecke, die ich gut ineinanderfalten und -swingen kann. Sowas ist Breakbeat-Gold. […] Ich mag oft Breaks mit subtilen Ride-Becken-Untertönen, weil das den nötigen Noise produziert, wenn man die Oktave wechselt. Ein gutes Beispiel dafür ist in meinem Track „Octa4”, wo ich den Break pitch-shifte, um ihm zusätzliche Töne zu verpassen. […] Potenziell problematische Breaks erkenne ich quasi sofort. Wenn ich den originalen Funk-Swing eines Breaks im Drum-and-Bass-Tempo erhalten will, werden schnelle Doppel-Bass-Drum-Kicks im schnelleren Tempo nicht so besonders gut klingen, weil der Groove über 160 BPM wahrscheinlich kaputtgeht. Es ist natürlich relativ einfach, die zu bearbeiten und den Groove zu verlangsamen, aber meistens ändert das dann den kompletten Vibe, auf den ich eigentlich hinaus will.”
„Der problematische Break, mit dem ich am meisten zu tun hatte, war auf einem Track für das Scattered Snares-Album. Es geht dabei um den Break vom 1974 erschienenen Klassiker Got to get a Knutt von New Birth. Im Hip-Hop ist der Break ganz gut verbreitet, aber er hat diese eine lose Kuhglocke, die mich in den Wahnsinn getrieben hat. Ich habe wochenlang einfach nur noch an diesem Break gearbeitet. Irgendwann war ich echt kurz vorm Aufgeben, aber ich bin drangeblieben und hatte am Ende 230 Slices, die nicht klangen wie von einem Computer zerschnitten, sondern eher, als hätte ich sie auf einem originalen, verlorengegangenen Tape gefunden, voller unentdeckter Abschnitte. Das Resultat des Ganzen war mein Track ‘Transfigured Knut’.”
Von den Funk-Archiven bis hin zu den heutigen Massen an Loop-Libraries: An Sample-Material für Breakbeats mangelt es definitiv nicht. Inmitten dieser Masse an Sounds gibt es aber ein paar allgemein bekannte Klassiker, die aus der Tanzmusik nicht wegzudenken sind. Ein wichtiges Beispiel ist „Amen, Brother” von The Winstons – ein Track, der laut Dev durch sein einzigartiges Ride-Becken-Pattern während des Breaks, sowie durch Jahrzehnte der Akai-12- und 12-bit-Re-Generation zur Ikone wurde.
„Auf manche Breaks komme ich immer wieder zurück, wegen ihrer Spannweite, was die Oktaven angeht. Es klingt einfach großartig, einen Break eine Oktave hoch- oder runterzushiften und so wiederzuverwenden. Ich habe eine Hassliebe zu Apache und Funky Mule, obwohl das swingende Pattern von Funky Mule auch ein Favorit von mir ist. Ich glaube, der wandelbarste [Break] ist immer noch „Think About It” von Lyn Collins von 1972. Der hat einen tollen Snap, und auch einfach das beste Tamburin überhaupt. Tatsächlich arbeite ich für Drum and Bass relativ oft mit diesem Groove, ist halt einfach ein klassisches Drum-Pattern – letzte Woche hatte ich den erst in meinem Akai.”
Chopping und Slicing
Über Jahrzehnte hinweg haben Musikschaffende Breaks in Samplern gesliced und sie in Sequencern neu zusammengesetzt. Die Musiktechnologie hat mittlerweile diverse Auto-Slicing-Algorithmen hervorgebracht, die diesen Prozess vereinfachen. Dev bleibt dennoch ein entschlossener Fürsprecher klassischer Handarbeit.
„Bevor ich Breaks bearbeite, höre ich sie mir der Schnelligkeit halber erstmal an, um herauszufinden, wo es Probleme geben könnte. Normalerweise ersetze ich die Shuffles und Fills mit besseren Teilen des Breaks. Ich fange beim Originaltempo mit dem Slicing an, rekonstruiere denselben Groove in Slices und ändere dann später die BPM-Zahl. Sobald die Slices in meinem Sampler sind, wird jedes davon auch nochmal rückwärts aufgenommen, um nochmal extra Reverb-Fahnen mit verschiedenen Attack- und Release-Einstellungen zu bekommen. Alles davon ist innerhalb des Synthesizer-Keyboards zugewiesen und abgebildet, genau wie in einem DAW-Setup. Alle Slices und Chops müssen nahtlos sein. Das ist ein zeitintensiver Prozess, aber wenn ich verschiedene Pitches und Tempos auf den Break anwende, ist es das wert.”
Drums programmieren
Natürlich legt Dev Wert darauf, seinen Beats eine eigene Handschrift zu verpassen. Dabei zollt er aber immer auch den Drummern Respekt, von denen er die Samples nimmt.
„Wenn’s um meine eigenen Pattern geht, konzentriere ich mich darauf, wie ein Funk-Drummer zu denken, Fills und Tom-Rolls so zu produzieren und zu programmieren, dass sie immer an der richtigen Stelle kommen. Ich will die Drummer eines Breaks, den ich produziere, in meiner Version noch hören, und will sichergehen, dass ich ihre Kunst manipuliere und nicht einfach ihr künstlerisches Erbe zerstöre. Ich behalte normalerweise die Wurzel des ursprünglichen Breaks bei, in Kollaborationen verändere ich sie mehr. Für einen Track, ‘Lifeform’ mit Seba, haben wir ‘Both Eyes Open’ von Billy Clark von 1969 gesampelt. Wir haben die Hits benutzt, alles matschige entfernt und einen ähnlichen Groove gebaut, haben ihn aber auch ein bisschen in den Vordergrund gelegt.”
Manchmal sind die Originalbreaks, die Dev für seine Platten benutzt, noch erkennbar; seine cleaneren, schärferen Re-Works sind da manchmal schon schwerer zu analysieren. Hier ist es mitunter schwer zu sagen, ob man es mit einem Break zu tun hat, der mit einem EQ bearbeitet wurde, oder vielleicht auch mit einer hybriden Mischung aus verschiedenen Breaks.
„Ich habe was Neues für Metalheadz gemacht, wofür ich viele Elemente aus klassischen Breaks genommen und sie zu einem brutalen Loop gemorpht habe, aber normalerweise suche ich nach einzelnen Hits, um Parts von meinen Breaks darüber zu layern und sie damit anzuheben. Es gibt da so einen zurückgenommenen Sound, den ich echt liebe. Ich liebe einfach Tracks mit reinen Break-Loops, ohne Percussion und mit so ein bisschen mehr B-Boy-Vibe. Weniger ist mehr, manchmal funktioniert das richtig gut.”
Platten von Paradox hypnotisieren mit ihren versprengten, zerstreuten Ghost-Hits, die sich nahtlos um die Haupt-Kicks und -Snares bewegen. Klassische Breaks klingen selten von Natur aus so – hier ist kluges Programmieren gefragt.
„Diese Shuffles mache ich aus Hat-Snare-Hat-Snare-Sequenzen, in denen ich leichte Lücken lasse, sodass sich die Samples nicht treffen – so kriegen sie ein bisschen mehr Biss. Statt solche Samples kürzer zu machen, indem ich MIDI-Noten in eine DAW ziehe, gebe ich den Hexadezimal-Code in meinen Tracker ein, der die Enden der Hits in einem Shuffle genauso cuttet, gatet und filtert – das ist ziemlich praktisch. Dann bearbeite ich das mit einem Equalizer und layere das Ganze über den Break.”
Devs Sound ist davon geprägt, dass der so bedeutende Funk darin erhalten bleibt. Wie aber schon angedeutet, bringt dies im schnelleren Drum-and-Bass-Bereich einige Herausforderungen mit sich. Es mag kontraintuitiv erscheinen, doch es kann hilfreich sein, das Spielgefühl eines Breaks zu verlangsamen, um seinen natürlichen Funk bei schnelleren Geschwindigkeit zu bewahren – Dev teilt ein paar seiner Tipps dazu.
„Abgesehen davon, schnelle Doppelkicks zu löschen, ist der erste Downbeat eines Breaks bestimmend, also mache ich die erste Kick immer lauter als andere Kicks. Mein Mastering-Engineer Denis Emery würde sagen: Dev, kenn’ deine Kick-Limits. Was er damit meint, ist dass ich richtig gerne Kick-Drums mit verschiedenen Lautstärken habe, und ab und an welche, die absichtlich viel zu laut sind. Ich habe nie Kickdrums auf derselben Lautstärke, das ist mir zu roboterhaft.”
„Eine andere Methode, einen Break in der Mitte des Loops oder am Ende eines achten oder sechzehnten Takts zu verlangsamen, ist etwas, was man Kickback nennt, wo eine einzelne Kick und Hi-Hat hinzugefügt werden, um den Loop zurückzusetzen und langsamer zu machen. Das ist so ein einfacher Prozess, aber gleichzeitig wirklich wichtig. Viel Drum and Bass hat heute durchgehend Snares auf der 2 und auf der 4, was auch seinen eigenen schönen Groove erzeugt, aber die Kickback braucht man manchmal.”
Air versus Reverb
Im Grunde handelt es sich bei Breakbeats um Samples von Schlagzeug- und Percussion-Solos, die normalerweise von alten Funk- oder Jazz-Aufnahmen stammen. Diese schwimmen normalerweise in ihrem eigenen, natürlichen Reverb; darin liegt ein charakteristisches Element ihres Klangs. Wenn das Slicing und das Arrangieren losgeht, kann das jedoch für Probleme sorgen, da die natürlichen Reverb-Fahnen abgeschnitten werden, was sich für das menschliche Ohr unnatürlich anhört. Um dem entgegenzuwirken, ist es laut Dev wichtig, die „Luft” in Breakbeats zu sampeln, um den Raum zwischen den editierten Elementen zu füllen, sowie die Reverb-Fahnen bestimmter Drum-Hits so zu verlängern, dass sie besser in die Hits übergehen. Es gibt viele Methoden dafür, vom Sampling kleiner Teile der Raumgeräusche zwischen den Hits bis hin zum Gebrauch rückwärts abgespielter Hits, die natürliche Luft-Fahnen verlängern können. Das Ergebnis mag nicht viel anders klingen als wenn einfach ein Reverb über alles gelegt wird – es lohnt sich aber, sich die feinen Unterschiede anzusehen.
„Manchmal mache ich sechssekündige Hall- und Exciter-Reverb-Fahnen mit meinen Effektgeräten in Mono, und schick die dann wieder in meinen Sampler. Ich füge danach keine weiteren Effekte hinzu, danach muss alles trocken bleiben. Manche Leute denken sich vielleicht, wieso sich derart viel Mühe machen? Aber die Kontrolle, die ich dadurch bei der Postproduktion habe, ist es wert. Ja, man könnte auch einfach einen Break in einen Reverb schicken, aber das hebt das Signal auf eine Art an, die mir nicht gefällt. Diese ‘Dead-End Wetness’ mag ich da schon lieber.”
„Einer meiner Lieblings-Schlagzeug-Fills, den ich zu einem Roll bearbeite, ist Pat Boone Debbie Boone, der viel im Funk benutzt wird, zum Beispiel in ‘Scorpio’ von Dennis Coffey oder ‘God made me Funky’ von The Headhunters. Man kann auch einzelne Snares und Toms benutzen, um eine reduzierte Version von ‘Pat Debbie Boone’ zu machen. Wenn man das überzeugend hinkriegen will, kommt wieder die gesampelte Air ins Spiel, weil diese den Raum darunter maskiert, um ein authentisches Fill hinzukriegen – dann klingt es, als käme das Ganze direkt aus dem ursprünglichen Funk-Track”
„Ich habe nie Kickdrums auf derselben Lautstärke, das ist mir zu roboterhaft.”
Perfektion mit EQs
EQs spielen eine riesige Rolle, wenn der Sound eines gut bearbeiteten Drum-and-Bass-Breaks geformt wird. Dev legt Wert darauf, charaktervolle Samples zu finden – solche, die zu spannenden EQ-Ergebnissen führen. Daraus folgt oft ein langer Trial-and-Error-Prozess aus einer Mischung aus additivem und subtraktivem EQ. In einer seiner Radiosendungen erwähnt Dev einen Break aus den 60ern, den er und sein langjähriger Kollaborationspartner Seba lange mit einem EQ bearbeitet hatten, bevor er Eingang in einen Track der beiden fand.
„Ich mag Ride-Breaks, und besonders dieser hier war so crunchy, dass ich wusste, der eignet sich nicht als Haupt-Break – aber ich wollte ihn trotzdem nutzen, um andere Breaks auszuwechseln. Wir haben ihn einige Zeit mit dem EQ bearbeitet, und ihn am Ende mit Snares und Hi-Hats gelayered, die Mitten haben wir knackig gehalten, und schwere Kicks hinzugefügt, was echt half. Seba hat den Track ein paar mal gespielt, bevor er fertig war, und immer die Rückmeldung gegeben, dass er noch nicht so ganz richtig klang, also haben wir ein paar Versionen gebraucht, um ihn dorthin zu bekommen, wo wir ihn haben wollten.”
„Was ich auch manchmal mache, ist den Break im Loop laufen zu lassen, und dann ein bisschen Mischpult-Arbeit in Echtzeit aufzunehmen, während ich fünf Minuten mit den Filtern spiele. Ich geh dann nochmal zurück und hör mir die Aufnahme an und ziehe daraus Ideen für Slices als Re-Samples, und bearbeite dann auch diese mit dem EQ. Das ist eine super Methode, um unerwartete Ergebnisse zu bekommen. Das ist oldschool.”
„Hier ist auch erwähnenswert, dass ich normalerweise in Break-Loops keine einzelnen Slices separat mit EQ bearbeite, obwohl ich vielleicht manchmal hier und da eine komische Ride anfasse. Der Break wird als Ganzes mit dem EQ bearbeitet, wenn alle Slices gesynct sind.”
Bearbeitung und Effekte
Nachdem uns Dev gezeigt hat, wie er Slices aus Breaks erzeugt, Loops programmiert und EQs anwendet, wenden wir uns der finalen Bearbeitung mit Hardware-Reverbs und Effekten zu.
„Während ich bei Breaks genau in der Mitte bleibe, haben die gelayerten Kick- und Snare-Kanäle separate Reverbs. Ich bin ein Fan von Mono mit Stereo. Die Kick-Reverbs kommen aus meinem Roland-Reverb-Rack und die Delays und Ambient-Effekte kommen aus meinen Racks von TC Electronic und Alesis. Ich glaube nicht, dass man für Breakbeat-Musik mehr als das braucht. Ich habe schon mal einen Track mit Stereo-Breaks angefangen, aber das hat mich nach wenigen Stunden richtig genervt. Es klang, als kämen die Drums aus einem Schrank unter der Treppe, also habe ich wieder auf Mono umgestellt. Das ist einfach eine persönliche Präferenz.”
Das Maß an Liebe und Detailverliebtheit, die Dev an den Tag legt, macht uns demütig – ebenso die Großzügigkeit, Mysterien seiner Arbeit mit uns zu teilen, die eigentlich, so Dev, „ziemlich geheim” sind.
„Letzen Endes habe ich darüber nachgedacht, und wenn junge Leute diese Techniken auf ihre eigene Art in ihren DAWs nachbauen, ist daran überhaupt nichts schlechtes.”
Bei Dev steht 2022 einiges auf der Liste: Er feiert mit Streetbeat and Drum Throne auf Paradox Music seinen 196sten Vinyl-Release, mit künstlerischen Fotografien seines geschätzten Akai-S3000XL-Samplers auf dem Cover.
„Auf Samurai Music, Over/Shadow und Metalheadz erscheinen 12” von Paradox. Und dann kommt dieses Jahr noch eine andere Breakbeat-12” auf Sneaker Social Club, ein Remix auf Renegade Hardware und etwas Neues von Seba & Paradox. Die Skizzen für meine 200ste 12” sind schon auf dem Weg, aber wegen der Lieferengpässe bei Vinyl wird die wahrscheinlich erst nächstes Jahr kommen. Im März geht’s wieder los mit Live-PAs, und ich freue mich echt drauf, nach den Lockdowns wieder mit meinem Commodore auf der Bühne zu stehen. Ich habe die Interaktion echt vermisst.”
Bevor wir uns verabschieden, weist Dev noch auf ein paar andere gute Breaks hin, von Artists wie Gremlinz, Equinox und Holsten.
„Man muss echt nur zu einer Rupture Night in London gehen, und weiß, das Ding lebt. Funk-Schlagzeug ist das Rückenmark von Jungle, und das wird es auch immer bleiben. Die Wiederauferstehung von Underground-Breakbeat ist großartig. Musikschaffende können schauen, was andere Leute, die programmieren, so machen, und lernen davon, was in modernen DAWs erreicht wurde. Für mich ist das eine der größeren Überraschungen der Clubwelt aus den letzten Jahren, und das ist für all unsere Szenen super.”
Mehr zu Paradox gibt’s auf Soundcloud, Instagram, Twitter und Bassic.co
Text und interview von Joseph Joyce