Das Zusammenarbeiten fällt nicht jedem Musiker leicht. Im Besonderen gilt das für elektronische Musiker, die ja oft in der Lage sind, alles alleine zu machen. Für sie kann es sogar schwierig sein, sich auf eine Rollenverteilung zu einigen. Und dies kommt noch vor der Suche nach einer gemeinsamen Vision oder dem naturgemäß heiklen Unterfangen, jenes Gleichgewicht zwischen dem Beisteuern, Anpassen und Kompromisse machen zu finden, das eine Partnerschaft braucht.
Bestimmt ist es von Vorteil, wenn die Kooperierenden einige Produktionserfahrung und eine klar definierte Klangästhetik mitbringen. Dies ist der Fall bei Conviction– dem ersten Gemeinschaftsprojekt von Mads Lindgren (Monolog) und Kostas Katsikas (Subheim). Hier haben sich zwei facettenreiche elektronische Künstler zusammengetan, deren Sound-Signaturen – kühl-maschinelle Drum-Rhythmen und massive Basslines (Monolog), fragile melodische Untertöne und vielschichtige Flächensounds (Subheim) – besonders gut zusammenpassen.
Wir sprachen mit den beiden Berliner Produzenten über ihre gemeinsame Arbeitsweise und verwendete Hardware und Software, um zu erfahren, wie sie diese präzisen, beeindruckenden Mixe hinbekommen. Freundlicherweise stellen Monolog und Subheim die Samples und Instrumente, die im Track „Sumo Rimi“ zum Einsatz kamen, zum kostenlosen Download bereit.
Eure Musik zeichnet sich durch eine sorgfältig zusammengestellte Palette von Sounds und Texturen aus. Welche Instrumente und Klangerzeuger nutzt ihr und wie werden sie bearbeitet?
Kostas und Mads: Wir haben beide endlose Stunden in Proberäumen verbracht – laute Musik mit Gitarre und Schlagzeug. Das Spielen in Bands stand am Anfang und hat unser Songwriting und Musikverständnis zu einem großen Teil geformt, die Elektronik kam erst später. Dieser gemeinsame Hintergrund erwies sich als sehr hilfreich für unsere Zusammenarbeit, vor allem beim Kombinieren von akustischen und elektronischen Elementen. Wir sprechen die gleiche Sprache und stehen auf Instrumente, mit denen man wirklich interagieren kann – Hardware-Synthesizer wie Polysix, Crumar DS2, Arp X, Korg DV800, Moog Mother und Elektron Machines. Außerdem haben wir einige akustische Instrumente aufgenommen, etwa eine 8-saitige Gitarre und eine türkische Oud. Bei der Klangbearbeitung kam auch Hardware zum Einsatz (z. B. ein Eventide H9-Effektpedal), aber die meisten Sounds entstanden in Ableton mit Lives Instrumenten und diversen Max-for-Live-Effekten.
Arbeitet ihr beim Produzieren mit einer Rollenverteilung? Und wie unterscheidet sich das gemeinsame Komponieren vom Solo-Produzieren?
Kostas: Normalerweise geht es bei uns erst nach ein paar Bieren los :) Um deine Frage zu beantworten – den nötigen Platz zu schaffen, in dem wir zwei koexistieren und zusammenarbeiten können, ging leichter als gedacht. Wir haben sehr unterschiedliche Ansätze für Klang und Komposition und es ist erstaunlich, dass wir so schnell einen Workflow gefunden haben. Dafür war es sehr wichtig, auf engstem Raum zusammenzuarbeiten – wir saßen stundenlang in Mads' Heimstudio, nahmen verschiedene Klangquellen auf und bearbeiteten sie, arrangierten Melodien und Patterns. Eigentlich genügten dann ein paar gute Jams, um alles zusammenzufügen und die passende Richtung dafür zu finden. Unsere Rollen waren klar definiert und ich denke, dass uns das geholfen hat, voranzukommen. Ich bin gut darin, Melodien zu komponieren und zu kombinieren – ich betrachte immer alles aus der Songwriting-Perspektive. Doch es fällt mir unglaublich schwer, Entscheidungen zu treffen, und hier kam Mads' Entschlossenheit ins Spiel. Er gab meinen musikalischen Gedankenspielen eine Form und nutzte sein technisches Know-how, um dem Ganzen eine Struktur zu geben. Der Großteil der Drums und Beats sind von ihm, sie passten wunderbar zu meinen Melodieparts.
Was wäre ein typischer Startpunkt für eure Tracks – eine Kombination von Sounds, ein rhythmisches Pattern oder eher etwas Abstraktes? Könnt ihr den gesamten Prozess mal beschreiben? Gibt es eigentlich automatisierte oder auto-generative Vorgänge in euren Produktionen?
Mads: Unser Ausgangspunkt ist wahrscheinlich der gemeinsame Wunsch nach musikalischem Ausdruck. Unser gemeinsamer Standpunkt ist die ästhetische Richtung und das Erfassen der richtigen Emotion – alles andere ergibt sich von selbst. Meine Herangehensweise an elektronische Musik: Neue Klangfarben finden und von Grund auf ein Klanguniversum erschaffen. Das ist mit einigem Experimentieren verbunden, was auch bedeutet, dass manches zweckentfremdet wird. Ich würde nicht sagen, dass es eine festgelegte Vorgehensweise gibt – manchmal beginnen wir mit einem Drum-Beat, manchmal spielt Kostas aber auch ein Instrument oder eine Klangfläche. Wir wollten sowieso keine festgelegte Arbeitsweise haben – viel lieber wollten wir Dinge ausprobieren, in den Schaffensprozess eintauchen und nebenbei die nötigen Entscheidungen treffen.
Kostas: Das stimmt. Wir verstehen uns auch super, es gibt selten Anlass für Diskussionen. Das war schon die halbe Miete.
Anscheinend arrangiert ihr auf der Makro- und Mikroebene ziemlich viel. Wie werden die rhythmischen und melodischen Elemente gespielt, programmiert und verfeinert? Wie erreicht ihr die (harmonische, rhythmische, klangliche) Interaktion zwischen den verschiedenen Teilen / Stimmen / Spuren in einem Stück?
Mads & Kostas: Ob Snare-Drum oder Kick-Drum – alles hat eine Stimmung, auch die kleinsten Teile einer Melodie. Es ist wichtig, das im Auge zu behalten. Beim Komponieren war es für uns entscheidend, die Drums und Percussion zu stimmen, damit sie zu den tonalen Aspekten der Melodien und Harmonien passen. Ein Gitarrenlehrer hat mal gesagt: „Du kannst Gitarre spielen und den gesamten Raum mit Klang füllen. Aber wenn du sie wie ein Saxophon spielst, wo du zwischendurch Luft holen musst, dann klingen die Melodien und Voicings menschlicher“. In diesem Sinne spielten wir alle Instrumente und Synthesizer so, dass sie atmen konnten. Wir wollten eine Erzählung schaffen, und dazu mussten wir die Dynamik der Layer und musikalischen Strukturen bis zu einem gewissen Grad verstehen. In der Stille, der Abwesenheit von Tönen, liegt eine große Kraft. Wir haben diese Art von Kontrast bei diesem Album erforscht. Ich habe Kostas auf mehreren Ebenen als ideales Gegenstück erlebt, weil er genau das konnte, was mir fehlte. Und er hat beim Komponieren ähnliche symbiotische Gesichtspunkte festgestellt. Ich glaube, dass die narrativen Elemente deshalb zu dieser Form gefunden haben.
Obwohl die Produktion sehr voll klingt, gibt es viel Raum in der Musik – sowohl hinsichtlich Hall-Effekten als auch dahingehend, dass jedes Element im Mix an einer festgelegten Stelle sitzt. Wie erreicht ihr diese Klarheit?
Mads: Ohne Sidechaining und Mix-Kompression wäre ein transparenter Klang unmöglich gewesen – angesichts der Menge an Hall in unseren Tracks. Der Fairchild 670 war sehr praktisch bei der Mix-Kompression. Wir haben auch viel dynamisches EQing gemacht – DynEQ von Brainworx war hier sehr hilfreich. Da wir aus verschiedenen musikalischen Welten kommen, mussten wir einen Weg finden, die beiden Universen harmonisch nebeneinander existieren zu lassen. Besondere Aufmerksamkeit lag auf dem Panning: Jedes Element bekam seine Identität im Links-Rechts-Kontinuum. Lives EQ8 kam ebenfalls oft zum Einsatz, damit jede Spur gut im Mix-Frequenzspektrum sitzt. Wir wollten eine große Tiefenschärfe erreichen, ohne die Transparenz zu beeinträchtigen, und mussten daher mit der Menge des Raumes, den jedes Klangelement im Mix bekam, sehr genau sein.
Bleiben Sie mit Monolog über Soundcloud und mit Subheim über seine Website in Verbindung.