Moldover: Performance und Controllerism
Moldover ist Musiker, Unternehmer und Dozent – und sein Name praktisch gleichbedeutend mit „Controllerism“, einer Bewegung, die sich mit dem Gestalten von kreativen und ausdrucksvollen Interfaces für die elektronische Musikperformance beschäftigt. Er bietet nicht nur bei macProVideo seit kurzem einen neuen Kurs an, sondern produziert zur Zeit auch ein neues Album – zwei gute Gründe für ein Treffen mit Moldover. Wir sprachen mit ihm über seine Software, seine Controller und die Bedienung zweier Blockflöten mit den Nasenlöchern.
Mit welchen Instrumenten hast du angefangen Musik zu machen?
Ich war bestimmt das ernsthafteste Mitglied des Blockflöten-Ensembles meiner Grundschule. Ich konnte zwei verschiedene Teile von „Ode to Joy“ mit zwei Blockflöten spielen, eine pro Nasenloch. Bei Konzerten war das natürlich verboten.
Was bedeutet „Controllerism“ für dich? Gibt es musikalische Stilrichtungen, die sich besonders dazu eignen?
„Controllerism“ ist einfach zu definieren: Es geht darum, Musik mit neuer Technologie zu machen. Zur Zeit geht viel bei Controllern ab und deshalb ist das der Name der Bewegung. Knöpfchen-Drücker, Finger-Drummer, digitale DJs, Live-Looper, Instrument-Modifizierer – wir alle sind Controlleristen. Das Schöne daran: Die Sache ist immer noch neu und frisch, es geht nicht um diesen oder jenen Stil. Es geht um musikalische Freiheit.
Wie hat sich Controllerism deiner Meinung nach entwickelt?
Meine Auffassung von Controllerism hat sich wenig verändert, doch die Welt um mich herum umso mehr. Mein erstes Set als Solo-Controllerist spielte ich 2003 beim Burning-Man-Festival und hatte dabei die beste Zeit meines Lebens. Ich wusste, dass ich einen Teil der Zukunft von Musik entdeckt hatte, und nahm mir vor, meine Entdeckung mit der Welt zu teilen. Ich begann damit, verschiedene Controller und Software zu verschalten, organisierte Underground-Parties und produzierte eigene Internet-Videos, um die Idee zu verbreiten. Heutzutage kann man in jedes Musikgeschäft gehen und phänomenale Controller mit nahtloser Software-Integration kaufen. Die Parties sind nicht mehr Underground, sondern weit verbreitet und groß genug, um Künstler auf Tour zu unterstützen. Ich arbeite heute mit Firmen zusammen, um Videos zu machen, die nicht mehr tausendfach, sondern millionenfach geklickt werden. Trotz all dieser Veränderungen um mich herum habe ich aber immer noch das große Ziel, mit Musik den Horizont der Leute zu erweitern. Solange Controllerism mir dabei hilft, ist es mir eine Ehre, ein Teil davon zu sein.
Unten: Moldover zeigt seinen Workflow für das Komponieren und Clip-Arrangieren in Live:
Wie kombinierst du Ableton Live und deine verschiedenen Controller im Studio?
Meine Performance-Controller The Mojo und The Robocaster sind bei mir im Studio permanent an Ableton angeschlossen. Zur Clip-Steuerung nutze ich Ableton Push, ein Novation-Keyboard und einen Vestax-Drum-Controller. Ich probiere oft neue Controller aus, also gibt es viel Platz für diese neuen oder neuartigen Geräte.
Wie funktioniert dein Bühnen-Setup?
Live ist das Zentrum meiner Software-Welt – beim Komponieren und beim Performen. Ich habe erst neulich einen zweistündigen Kurs für macProVideo aufgenommen, in dem ich alle Setup-Details zeige. Mehr als 50 % des Kurses dreht sich um die Organisation und meine Arbeitsweisen. Ich denke, dass ich so gut wie jedes Live-Feature verwende. Bei mir kommen auch viele Plug-ins und selbst entwickelte Max-for-Live-Anwendungen zum Einsatz. Klar, das Setup ist komplex – doch die Möglichkeit, eine einzige Software zu öffnen und damit eine gesamte Show zu bestreiten, ist unschätzbar.
Was sind deine nächsten Pläne?
Ich jongliere ja immer mit mehreren Projekten. Zur Zeit konzentriere ich mich aber auf die Kickstarter-Kampagne für mein neues Album FOUR TRACK. Ich habe massenhaft neue Songs geschrieben, einen neuen musikalischen Stil und ein wirklich besonderes Hardware-Instrument entwickelt, das Teil der Albumverpackung ist. Bitte seht euch mal das Video an!