Ableton und Ihr modularer Synthesizer: ein potenzielles Dream-Team. Und mit den kreativen Effekten von CV Tools, die in Ableton Live Suite 10 enthalten sind, schalten Sie die digitale und analoge Welt schnell zusammen. Zum Beispiel mit Clock und Trigger – zwei Effekte, die Live mit Ihrem modularen Setup synchronisieren und mit jedem Audio-Interface funktionieren. Alle übrigen Effekte von CV Tools erfordern ein DC-gekoppeltes Audio-Interface.
Aber auch ohne ein solches Audio-Interface oder Live 10 Suite sind Verbindungen zwischen Ihrem Modularsystem und Ableton Live möglich. In diesem Artikel stellen wir Ihnen mehrere Lösungen vor – bitte lesen Sie aber zuerst diesen Artikel über die Verwendung von externer Hardware mit Ableton Live.
MIDI to CV
Modulare Synths arbeiten mit Gate- und CV-Signalen – analoge Signale, die Steuerspannung an die verschiedenen Module Ihres Systems senden. CV-Signale sind kontinuierlich und steuern zum Beispiel die Tonhöhe oder Modulationen durch LFOs und Hüllkurven. Gate-Signale sind Trigger-Signale, die beispielsweise die Wiedergabe eines Sounds auslösen oder einen Sequenzer an- und ausschalten.
Der einfachste Weg, um digitale MIDI-Signale in analoge Gate- und CV-Signale zu verwandeln, ist ein MIDI-to-CV-Interface. Hier ist die Auswahl groß – von Stand-alone-Hardware bis zum Eurorack-Modul ist alles erhältlich. Alle MIDI-to-CV-Interfaces verwandeln ein digitales MIDI-Signal (das bis zu 16 Kanäle mit MIDI-Informationen durch ein einziges Kabel überträgt) in analoge CV- oder Gate-Signale.
Da Gate und CV pro Kabel nur ein einziges Signal übertragen, sind zur Steuerung mehrerer Elemente Ihres Modularsystems viele Kanäle notwendig. Das Modul Hexinverter Mutant Brain hat beispielsweise 16 Ausgänge: 12 für Gate- und 4 für CV-Signale. Sie können damit also 12 Trigger-Events steuern und 4 kontinuierliche CV-Signals an verschiedene Elemente Ihres Systems senden. Die Konfiguration von Mutant Brain erfolgt über eine Webseite und mit SysEx-Befehlen.
Die meisten MIDI-to-CV-Geräte bieten einen einzigen MIDI-Eingang, aber manche sind zusätzlich mit einem USB-Anschluss ausgestattet – zum Beispiel Doepfer A-190-3 und Intellijel µMIDI – damit Sie Ihren Computer direkt an Ihr Eurorack-System anschließen können. Je nach Qualität des MIDI-to-CV-Interfaces können im System Latenzen auftreten. Weitere Infos zu Latenz- und Timing-Problemen finden Sie weiter unten in diesem Artikel.
In diesem YouTube-Video zeigt BoBeats die Funktionen von Hexinverter Mutant Brain:
Semi-modulare Hardware
Neben dedizierten MIDI-to-CV-Wandlern gibt es auch einige semi-modulare Hardware-Synths und -Controller, bei denen bereits ein Wandler an Bord ist. Moog Grandmother und Mother 32, Korg MS-20 mini, Make Noise 0-Coast, Behringer Crave, Pittsburgh Modular Microvolt, Arturia MiniBrute und Roland System 1M sind nur einige Beispiele für das stetig wachsende Angebot an relativ preisgünstigen Synths, die MIDI-Steuerung UND Hands-on-Patchen ermöglichen.
Audio-Pulssignale
Wenn es Ihnen nur darum geht, Ihr Modularsystem mit Live zu synchronisieren, genügt ein Audio-Puls, der von Live gesendet wird. Wichtig: Der entsprechende Sound muss sehr kurz sein und eine hohe Lautstärke haben, damit er vom Modularsystem als Audio-Puls verstanden wird. Ein gutes Beispiel finden Sie auf der Webseite des Modular-Herstellers Make Noise – klicken Sie unten auf den Link, um ihn herunterzuladen. Achtung: Schalten Sie bitte vorher die Lautsprecher aus! Bei hoher Lautstärke kann dieser Sound Ihren Ohren und/oder ihren Lautsprechern schaden.
Lautsprecher oder Kopfhörer deaktivieren, dann den kostenlosen Audio-Puls herunterladen.
Als Nächstes setzen Sie den Audio-Puls in ein Drum-Rack und senden 16 Audio-Pulse pro Takt. Routen Sie die Spur an einen Ausgang Ihres Audio-Interfaces und senden Sie das Signal an Ihr Modularsystem. Dieses sogenannte Clock-Signal kann in jeden Eingang mit der Bezeichnung „Clock“ eingespeist und mit einem Multiple-Verteiler an andere Module im System gesendet werden.
Wenn Sie noch mehr Synchronisation brauchen, erzeugen Sie ein zweites Drum-Rack in einer anderen Spur. Hier muss der Audio-Puls immer am Taktanfang gespielt werden. Dieses Audio-Signal können Sie mit allen Modulen verbinden, die einen Reset-Eingang besitzen. Ableton Live sendet dann bei jedem ersten Taktschlag ein Reset-Signal ans Modularsystem.
Der Vorteil dieser Methode: Es gibt keine Latenzprobleme, weil nur ein analoges Signal an Ihr Modularsystem gesendet wird. Der Nachteil: Sie müssen dafür zwei Ausgänge Ihres Audio-Interfaces opfern und können auch keine CV-Signale senden.
In diesem One Thing-Video mit dem Produzenten und Sound Designer Richard Veenstra alias xndr erfahren Sie mehr über die Verwendung von Audio-Pulsen in Ableton Live:
Expert Sleepers
Eine weitere Möglichkeit bieten die Module des britischen Herstellers Expert Sleepers. Sie sind dafür ausgelegt, Signale von Ableton Live für Eurorack-Systeme umzuwandeln – mittels eines Lightpipe- bzw. ADAT-Kabels. Sobald Sie ein Modul von Expert Sleepers mit diesem Kabel am Audio-Interface anschließen, lassen sich diese ADAT-Kanäle in Ableton Live nutzen.
Expert Sleepers bietet ein Software-Paket namens Silent Way, das Tools zum Senden von CV- und Gate-Signalen von Ableton Live zum Expert Sleepers-Modul liefert. Wenn Sie einen ADAT-Ausgang in Live wählen, wird auf dem Modul eine LED blinken oder (auf)leuchten – je nachdem, welches Signal von der Software gesendet wird.
Manche Module von Expert Sleepers – zum Beispiel ES-8 oder ES-9 – sind komplette Audio-Interfaces, die sich via USB direkt am Computer anschließen und durch Module wie das ES-5 für weitere Ausgänge erweitern lassen. In diesem Video erfahren Sie, wie ES-8 in Ableton Live eingerichtet wird:
Ableton Link
Link ist eine Funktion in Ableton Live, die Musikanwendungen über ein lokales Netzwerk synchronisiert: mit oder ohne Kabel (etwa WLAN). Es ist keine zusätzliche Hard- oder Software notwendig. Link sorgt dafür, dass alle verbundenen Instrumente jederzeit synchronisiert sind. Nun hat Ihr Modularsystem höchstwahrscheinlich keinen WLAN-Anschluss und ist auch nicht via Ethernet mit Ihrem lokalen Netzwerk verbunden. Aber es gibt eine Möglichkeit, Link in Ihr modulares Setup zu integrieren.
Hier kommt The Missing Link von Circuit Happy ins Spiel. Verbinden Sie die Box einfach mit Ihrem WLAN-Netzwerk und schließen Sie Clock- und Reset-Kabel an die entsprechenden Ausgänge des Modularsystems an. Sobald die Box ein Link-Signal empfängt, wird es ans Modularsystem weitergeleitet. Falls kein WLAN-Netzwerk verfügbar ist, kann The Missing Link als Zugangspunkt agieren – was bedeutet, dass Sie Ihren Computer an das Netzwerk von The Missing Link anschließen können.
The Missing Link ist außerdem ein „Class Compliant“ USB-MIDI-Interface. Sie können damit also nicht nur ein Clock- und Reset-Signal ans Modularsystem senden, sondern auch andere MIDI-Hardware synchronisieren. Kabellose Verbindungen können zwar Latenz mit sich bringen, doch The Missing Link hat dafür eine Lösung. Falls Timing-Probleme auftreten, können Sie an der Box genau wie in Live eine Latenzkompensation einstellen. Die Alternative zu The Missing Link ist Seismic Industries Spink0 – ein DIY-Modul mit Ableton Link-Integration.
In diesem kurzen Video von Circuit Happy wird erklärt, wie The Missing Link funktioniert:
Probleme mit Latenz und Timing
Wenn Sie Ihr Modularsystem mit Live nutzen, können naturgemäß Latenzen auftreten. Manche Module sind komplett analog und bringen deswegen keine Latenz in den Signalfluss. Aber es gibt immer mehr Module, die digital sind oder digitale Komponenten besitzen, was dann zu Latenzen führt.
Wenn Sie einen Computer in Ihr Setup integrieren, kann das die Latenz noch verstärken. Aus diesem Grund ist es gut zu wissen, wie sich Timing-Probleme lösen lassen. Der Artikel How Latency Works liefert Ihnen weitere Infos zur Latenz und erklärt Ihnen, wie Lives Latenz- oder Treiberfehler-Kompensation funktioniert.