Marc Houle präsentiert Buji Tek: Ein kostenloses Live-Set mit Techno-Tools
Items & Things-Labelmacher Marc Houle performt seit über zehn Jahren auf den Bühnen dieser Welt. Meist arbeitet er dabei mit unveröffentlichtem und ungemastertem Material, was nicht selten zur Folge hatte, dass sein Set hinsichtlich Lautstärke und Dichte nicht mit dem vorhergehenden Act mithalten konnte. Auf der Suche nach dem vollfetten Sound kam er auf die Idee, ein Experiment zu starten und sein Live-Set mit „ein wenig scharfer Soße zu versehen“.
„Wenn vor mir DJs hart pumpenden Techno auflegten,“ erzählt Houle, „fehlten meiner Musik im Vergleich dazu die tiefen Bässe und mehrschichtigen Drums der DJs. Also beschloss ich, zur Unterstützung meines Live-Sets einige Sub-Basslines und Beats zu entwickeln.“
Dieses Experiment wurde unter dem Namen Buji Tek bekannt – benannt nach der rhythmischen Schubkraft der Subbässe und Drums, die Houle als wirkungsvolle Zusätze für sein Live-Set entwickelte. Was als einfache Kombination von Hintergrundelementen begann, wurde komplexer, als er die Verzierungen variierte. Nun ist das Projekt soweit entwickelt, dass Houle es mit allen Live-Anwendern teilen möchte, damit andere von seiner Kreation profitieren und das Konzept weiterentwickeln können.
Das Layout von Buji Tek ist relativ simpel und liefert Kanäle für Kick, Subbass, Noise Bass, Snare, Sound-Effekte und Hi-Hats – alle bestückt mit einer Vielzahl von Audio-Clips im typischen Marc-Houle-Style. Allerdings ist das Live-Set keine statische Loop-Sammlung, sondern eine Zusammenstellung von Sounds, die semi-autonom im Hintergrund funktionieren, während Houle die Komponenten seines eigentlichen Live-Sets steuert. Aus diesem Grund sind die Clips mit sorgfältig eingerichteten Follow-Aktionen verbunden – die abgespielten Sound-Kombinationen wechseln also häufig.
„Es blendet immer zum nächsten Beat über“, so Houle, „also herrscht kein Loop-Feeling vor. Außerdem gibt es keine wirkliche Kontrolle über das Morphen, deswegen macht es Spaß und ist auch für mich etwas Neues.“
In den Kanälen befinden sich nicht nur Clips mit Patterns, die Houle generiert hat, sondern auch stumme Clips, die manchmal anstelle von Audio triggern, damit im automatischen Trigger-Zyklus immer wieder andere Teile aus dem Mix genommen werden. „Vielleicht sind manche meiner Methoden nicht elegant, doch sie liefern mir das, was ich brauche.“
Ein Schlüsselelement der Automation in Houles Projekt ist der Effekte-Kanal. Mithilfe der Max-for-Live-Anwendung Map8 entwickelte er eine Auswahl zwei-, vier- und achttaktiger Effekt-Fills – Filter-Sweeps und Reverb-Swells, die über entsprechende Tasten gestartet werden. Zusätzlich entwickelte Houle den Autopilot-Clip, der die Effekt-Clips (mit passendem Zeitabstand) automatisch startet, damit sich Houle auf andere Aspekte seiner Performance konzentrieren kann.
„Wenn ich das alleine spielte, machte es Spaß, doch ihm fehlten die Breakdowns und Filter-Aktionen, die DJs anwenden“, sagt Houle. „Deswegen entstand die Effekte-Automation. Das einzige Problem: Man braucht dafür ein Max-for-Live-Plug-in, das nicht allen Anwendern zur Verfügung steht. Aber man kann es einfach manuell machen.“
Genau wie der Effekte-Kanal mündet der gesamte Sound von Buji Tek in einen Thru-Kanal mit integriertem Filter. Dieser und jeder weitere Parameter des Live-Sets können natürlich anders zugewiesen werden. Houle weist den Filter einem Slider auf seinem Controller zu, verbindet einen zweiten Slider mit der Master-Lautstärke und einen weiteren mit dem Bass. So hat er Kontrolle über den Anteil der wichtigsten Klangaspekte von Buji Tek im Mix.
Der Sounds-Kanal ist eine weitere Feinheit von Buji Tek. Standardmäßig ist er mit einem Send-Kanal verbunden, in dem sich Beat Repeat mit dem geladenen Preset Deconstruct befindet. „Das habe ich gemacht, um das Problem mit dem konstanten 5/13-Snare-Clap zu verkleinern“, erklärt Houle. „Es fügt hin und wieder Snare-Rolls hinzu, um Variationen zu erzeugen. Diese Funktion werde ich in späteren Versionen weiter ausbauen.“
Fürs Erste wird das Projekt nun von Houle veröffentlicht – mit der Hoffnung, dass es sich weiterentwickelt, indem andere Live-Anwender die Inhalte und Funktionen auf ihre Performances abstimmen. Besteht die Gefahr, dass sich weniger experimentierfreudige User sein Template aneignen und als eigene Kreation weitergeben?
„Es sind eher die Melodien und Basslines, die meinen Sound einzigartig machen, deshalb gebe ich hier nicht alles aus den Händen“, meint Houle. „Natürlich könnte man sich hinstellen und dieses Live-Set ohne weitere Spuren laufen lassen, doch dann würde es seelenlos klingen.“
Möglicherweise wecken Laptop-basierte Live-Sets einen Verdacht: Die Technologie ermöglicht es dem Künstler, auf der Bühne eine ruhige Kugel zu schieben und die Arbeit der Software zu überlassen. Zweifellos war dieser Verdacht in der Vergangenheit berechtigt, doch Houle betrachtet die positiven Aspekte der Situation.
„Wenn jemand tatsächlich ein Live-Set entwickelt hätte, das komplett von selbst entsteht, würde die Vorbereitung viel Zeit gekostet haben. Ich habe mir angewöhnt, nie vor der Technologie zurückzuschrecken und mich eher mit den Möglichkeiten als den Schattenseiten zu befassen“.
Für Houle hat sein Projekt das Potenzial, sich über seine eigene Vorstellungskraft hinaus zu entwickeln, während es sich in der weiteren Gemeinschaft Musikschaffender verbreitet. Bis jetzt hat er zuhause und im Zeitraum zwischen Gigs viel in das Projekt investiert, doch es gibt noch mehr zu tun.
„Buji Tek ist in erster Linie ein Spaßprojekt, daher konnte ich die erste Version entspannt angehen. Hauptsächlich habe ich dafür gesorgt, dass sich der Sound stetig ändert und einen Flow hat“, so Houle. „Ich könnte mir aber vorstellen, dass das Projekt irgendwann zu einem Riesenmonster wird. Es wäre toll, wenn es Stück für Stück durch andere Leute erweitert werden würde, bis hin zu dem Punkt, an dem man auf Play drückt und wochenlang Techno generiert wird.“
Anmerkung: Buji Tek funktioniert am besten mit Live 9 Standard oder Suite und Max for Live
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