KMRU: Spaces
Was beeinflusst unsere Art, Musik zu machen, am meisten: Wie wir aufgewachsen sind? Wie wir uns von dort aus entwickelt haben? Oder zählt für uns als Musiker:innen allein, wo wir heute stehen? Mit dieser und ähnlichen Fragen befasst sich unsere Kurzdoku über den Musiker KMRU.
Erstmals im Rahmen der Online-Ausgabe von Loop gezeigt, zeichnet KMRU:Spaces die Lebenswege des Künstlers nach: von seiner Kindheit in Nairobi über den Umzug der Familie ins Stadtrandgebiet, bis hin nach Berlin, wo er heute lebt. Videos des Musikers zeigen Orte und Räume, die ihn entlang seines Weges musikalisch inspirierten; sie erzählen davon, wie die wechselnden Umgebungen KMRUs Art des Hörens, Aufnehmens und besonders des Komponierens beeinflussten.
Wir haben KRMU getroffen, um aus einer technischeren Perspektive über einige Aspekte des Films zu sprechen.
Du hast vor ein paar Jahren mal gesagt, dass du Metronom und Raster in Live nicht mehr nutzt. Gab es dafür einen Grund, und wie hat sich das auf deine Produktionen ausgewirkt?
Ich glaube, das hat sich so entwickelt, als ich anfing, mehr mit klanglichen Texturen und Field-Recordings zu arbeiten. Ich wusste nicht, welches Tempo eine Aufnahme hat, also habe ich einen intituitiveren Zugang zum Komponieren entwickelt. Irgendwie arbeitet man mehr mit Intuition, wenn man aufs Metronom verzichtet, ich weiß dadurch einfach, wann der richtige Zeitpunkt für eine neue [Sound-]Schicht da ist. Ich gehe einfach irgendwann im Stück auf Aufnehmen und richte mich nicht danach, ob [die Aufnahme] nun getimed ist oder nicht.
Wie benutzt du zeitbasierte Effekte wie Echo ohne ein Raster? Benutzt du die Tap-Tempo-Funktion, oder bestimmst du die Delay-Zeit nach Gehör?
Das läuft mehr nach Gehör und ziemlich spontan, ich kette meinen Delay nicht an ein Raster. Meistens nehme ich solche Effekte während der Arbeit an einem Track auf.
Auf deinem jüngsten Album Logue gibt es ein paar rhythmische Tracks, wie zum Beispiel Jinja Encounters. Hast du dafür wieder ein Grid benutzt, und wenn nicht: Wie machst du die rhythmischen Strukturen?
Jinja Encounters und die anderen rhythmischen Tracks auf Logue habe ich ungefähr 2017 entwickelt, damals habe ich das Metronom noch für rhythmische Kompositionen benutzt. Für diese Art Komposition würde ich das Metronom wahrscheinlich immer noch benutzen, dabei aber anders mit Rhythmus und Zeit umgehen.
Du hast mal erwähnt, dass du Field-Recordings normalerweise mit ziemlich niedriger Lautstärke einsetzt. Wie kam es zu dieser Strategie, und welchen Effekt hat sie deines Erachtens auf die Hörenden?
Nicht alle Kompositionen, aber die meisten meiner Stücke enthalten Field-Recordings, die ziemlich leise und unterschwellig sind; damit gebe ich den Hörenden einen Anreiz, diese echten oder imaginären Sounds hören zu wollen.
Was sind deine Lieblingstools für die Postproduktion von Field-Recordings? Du hast ein granulares Plugin für Max for Live erwähnt. Kannst du uns mehr darüber erzählen? Und gibt es andere Tools, die du regelmäßig nutzt?
Meistens arbeite ich bei Field-Recordings mit Granularsynthese, um dezentere Sounds zu bekommen, und lege die Originalaufnahme dann drüber. Ich habe für die meisten meiner Projekte den Grain Scanner (Amazing Noises) aus Max for Live verwendet, vor allem für Texturen und bildliche, spektrale Sounds. Außerdem arbeite ich oft mit dem Chase Bliss (MOOD) Pedal, um Synth-Sounds um bearbeiten.
Du sagst, dass du an jedes deiner Alben anders rangegangen bist, manchmal mit mehr Improvisation, manchmal mit mehr Komposition. Könntest du uns dazu mehr erzählen? Hast du am Anfang immer ein spezielles Konzept im Kopf, oder entwickelt sich das während deiner Arbeit?
Normalerweise habe ich ein Konzept oder Narrativ, das mehreren Stücken zugrunde liegt. Bei den meisten improvisierten Stücken lege ich fest, welche Tools ich nutze, und mache dann One-Take-Aufnahmen; letztere sind immer Langform-Kompositionen. Bei den komponierten Stücken, das hängt vom speziellen Konzept ab […], nehme ich mir normalerweise mehr Zeit um verschiedene Tools auszuprobieren oder ich lese während des Prozesses etwas. […] Und manchmal mache ich einen Track und entwickle eine Idee, die sich auf verschiedene Stücke beziehen kann.
Laden Sie sich hier Field-Recordings von KMRU aus Nairobi und Lamu in Kenia, Lunkulu, Uganda, Montreal, Berlin und Paris herunter.
Beachten Sie, dass sie diese Aufnahmen gemäß der Creative Commons Attribution License remixen, adaptieren und für Ihre Arbeiten verwenden dürfen. Dies gilt auch für kommerzielle Projekte, sofern Sie den Urheber der Aufnahmen nennen.
Informationen und Neuigkeiten zu KMRU finden Sie auf seiner Webseite und auf Instagram.