Der Ableton-zertifizierte Experte James Patrick fährt in Minneapolis seit Jahren mit der Hiawatha Light Rail Line, genannt „Blue Line“. Zusammen mit seinen Studenten am Institute of Production and Recording (IPR) hat er jetzt Hiawatha Blue aufgenommen – ein Album, das auf Feldaufnahmen von mehreren Haltestellen der Stadtbahnlinie basiert und als kostenloser Download erhältlich ist. Wir trafen uns mit James, um mehr über dieses spannende Projekt zu erfahren.
Hiawatha Blue: Interaktives Album von James Patrick und Studenten
War Hiawatha Blue von Anfang an als Gemeinschaftsprojekt mit deinen Studenten geplant?
Ja, die Idee entstand mitten im Semester. Wir wollten etwas entstehen lassen, das wirklich besonders ist. Ich wusste, dass ich das IPR als Dozent bald verlassen würde und wollte einen guten Schlusspunkt setzen – zusammen mit meinen Studenten, deren unglaublich positive Energie mich immer inspiriert hat. Diese Leute lieben den Sound.
Gab es Field-Recording-Situationen, die sich besonders eingeprägt haben?
Na klar: Der Wochenmarkt in der Downtown von Minneapolis – Leute, die sich wüst beschimpfen und schreiende Kinder dabei haben. Die Blicke von möglicherweise paranoiden Junkies, wenn ein 19-Jähriger mit einer Tonangel durch das Abteil läuft. An gefrorenen Wasserfällen herumzuklettern, um den Sound der Tropfen an der Kante einzufangen. Oder Ambient-Minuette für die Übergänge zwischen Tempowechseln und Harmonien zu entwickeln. Wind- und Naturgeräusche eignen sich hervorragend für Klänge, die atonal und schön sind.
Was war deine Rolle beim Komponieren des Albums?
Ich habe mit Hilfe der Studenten das Gesamtkonzept des Projekts entwickelt und dann die wichtigen Faktoren für das wirkliche „Album“ festgelegt. Zuallererst machten wir uns jedoch Gedanken darüber, was sich aus unserer Sicht in der Welt von Sound und Musik ändern sollte. Für mich ist der „Tod des Albums“ ein wichtiger Punkt. Die Studenten waren alle meiner Meinung, und damit stand fest, dass das Projekt einen Albumcharakter haben würde – Dark Side of the Moon etc., solche Musik hat uns in unserer Jugend sehr beeindruckt. Einzelne Tracks konnten diese Erfahrungsebene nie liefern. Damit hatten wir das Problem eingekreist. Als nächstes ging es um die verschiedenen Stilrichtungen und künstlerischen Zielsetzungen der Studenten: Wir hielten alles fest, brachten es in eine sinnvolle Reihenfolge und überlegten, wie unser Konzeptalbum insgesamt klingen könnte. Der gedachte Spannungsbogen sollte parallel zum Plan der Light-Rail-Stadtbahn verlaufen, also bekam jeder Student eine Haltestelle zugeteilt und wurde mit Kameras, Feldrekordern etc. ausgestattet.
Als ich meinen Plan für die verbleibenden sechs Wochen des Projekts vorstellte, meinte ein Student: „Sechs Wochen für einen einzigen Song? Wie langweilig!“ – ich musste sehr lachen. Er hat dann zwei Songs komponiert, die Webseite gestaltet und war außerdem als Assistant Producer des Projekts tätig.
Für die Produktion buchte ich die SSL 4000G+ und Brian Jacoby, unseren besten Mixing- und Mastering-Engineer. Wir hatten zwei Wochen zum Komponieren und Produzieren, eine Woche für Feinschliff und Gruppen-Feedback, zwei Wochen für das Mixing und Mastering und die letzte Woche für die Entwicklung der A/V-Performance.
Von Hiawatha Blue mal abgesehen: Welche Musik hörst du am liebsten, wenn du im öffentlichen Nahverkehr unterwegs bist?
Diese Musik zum Beispiel –
Akustisch:
Erik Satie - Gymnopedies, Yann Tiersen - Amelie Soundtrack.
Elektronisch:
Rain Dog - Two Words, anything by ISHOME.
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