Gotye – Lebendigkeit zählt
Shooting-Star Gotye und sein Band-Kollege Tim Shiel bauen bei ihrer Performance auf Ableton Live und finden damit die perfekte Balance zwischen Detailtreue und Lebendigkeit.
Mit seinem Album „Making Mirrors” und dessen Nummer-1-Hit „Somebody That I Used to Know” avancierte Walter „Wally” De Backer aka Gotye in Rekordzeit zum Superstar. Weil der belgisch-australische Künstler schon lange mit Ableton Live komponiert und arrangiert, vertraut er nun auch für die Bühnenumsetzung auf Live.
In diesem Video erleben Sie die bewegende Performance der Band und erfahren, wie Gotye und Tim Shiel (Electronics) Ableton Live als Zentrale für Sounds und Samples nutzen.
Im Interview verrät uns Gotye weitere spannende Details dazu, wie er und Tim Shiel den Kern des Band-Sounds mit Ableton Live realisieren...
Was war dir bei der Adaption deiner Musik für die Bühne besonders wichtig?
Zunächst habe ich mich gefragt, ob es überhaupt interessant ist, eine Studioaufnahme möglichst detailgetreu auf die Bühne zu bringen. Für die aktuelle Tour habe ich mich dafür entschieden, aber dabei war es mir sehr wichtig, möglichst viele Sounds live zu spielen – also z. B. auch alle Samples in Echtzeit zu triggern. So kommt der menschliche Faktor ins Spiel und auch die Möglichkeit, einmal einen Fehler zu machen: etwas, das elektronischer Musik sonst oft fehlt.
Wie habt ihr deine Studioaufnahmen für die Performance aufbereitet?
Manche Sounds hatte ich schon im Studio als Multi-Samples in Live aufgenommen und spielbar gemacht und musste sie deshalb nur noch vom Live-Studio-Set ins -Bühnen-Set kopieren. Auch alle anderen wichtigen Elemente meiner Studio-Sessions haben Tim und ich in Samples zerschnitten und dann so in unser Bühnen-Live-Set gepackt, dass wir sie in den Konzerten über verschiedene MIDI-Controller triggern können.
Welche MIDI-Controller nutzt ihr dazu?
Tim spielt ein Novation Launchpad, ein Akai MPKmini und ein Roland SPD-SX. [Bei einigen Songs zusätzlich ein Clavia Nord Stage 2.] Typische Effekt-Samples, die man einfach nur abfeuern will, triggere ich auch oft über ein Launchpad. Wenn man dynamische Multi-Sample-Instrumente spielen will, hat es jedoch den Nachteil, dass die Pads nicht anschlagdynamisch sind. Alle dynamischen Sounds spiele ich deshalb über ein [Alternate Mode] malletKAT PRO. Es wird mit Schlägeln gespielt, was mir sehr entgegenkommt, weil mein Hauptinstrument Schlagzeug ist. Ansonsten ist es aber ein ganz normaler MIDI-Controller ohne interne Klangerzeugung, mit dem ich Sounds in Ableton Live ansteuere.
Gotyes Controller-Setup: Alternate Mode malletKAT Pro und Novation Launchpad.
Ihr spielt eure Controller auf der Bühne mit viel Körpereinsatz...
Ja, das ist etwas, das elektronischer Musik oft fehlt. Wenn ich manche Elektronik-Künstler auf der Bühne sehe, denke ich: „Sie tun so, also ob sie an Cutoff und Resonanz schrauben, aber selbst das ist nur Show.” Selbst wenn der Sound fantastisch ist – wenn die Performance der Künstler für das Publikum nicht nachvollziehbar ist, wird der Funke nie richtig überspringen.
Ich finde den visuellen Aspekt auch bei elektronischer Musik extrem wichtig. Das Publikum sollte sehen und verstehen können, wer gerade welche Sounds triggert oder moduliert. Dazu muss man den Leuten die Controller nicht direkt ins Gesicht halten – es geht auch subtiler.
Auf wie vielen Rechnern ist Ableton Live bei eurer Show im Einsatz?
Es gibt ein Haupt-Notebook mit Ableton Live, das alle Sounds und Samples liefert, die Tim und ich während der Show spielen. Hinzu kommt ein weiteres Notebook mit Ableton Live, das bei unserem Drummer Michael steht. Von dort kommen einige Backing-Chöre, die Tim und ich nicht selber triggern können – und die kompletten Visuals für unsere Show: in 1920 x 1080 Full HD.
Welche Notebooks setzt ihr dafür ein?
Die einfachsten Apple MacBook-Pro-Modelle. Ich habe dort allerdings die schnellsten SSDs einbauen lassen, die ich finden konnte. Hinzu kommen externe SSDs, von denen wir alle Samples abspielen. Bisher hatten wir keinen einzigen Absturz und auch keine sonstigen Probleme auf der Bühne. Damit das auch so bleibt, haben wir in hochwertige SSDs investiert, denn die sind auf der Bühne sicherer als normale Festplatten.
Die Gotye-Show basiert auf zwei Notebooks mit Ableton Live. Der Haupt-Rechner liefert alle Sounds und Samples für Gotye und Tim (oben). Hinzu kommt ein zweiter Rechner für einige Backing-Chöre sowie die kompletten Visuals (unten).
Wie habt ihr das Live-Set in eurem Haupt-Ableton-Rechner organisiert?
Alle Sounds, die Tim und ich während der Show spielen, sind in einem einzigen Live-Set zusammengefasst, sodass wir nichts nachladen müssen und die Reihenfolge der Songs auf der Bühne jederzeit spontan ändern können. In diesem Live-Set gibt es pro Song zwei Gruppen-Spuren: eine Gruppe für Tims Sounds und eine für meine. Jede Gruppe enthält eigene MIDI-Spuren mit den Sounds, die in den verschiedenen Songteilen auf unseren Controllern liegen – bei mir z. B. auf dem Launchpad und dem malletKAT. Meine MIDI-Spuren enthalten meist Drum-Racks, manche auch nur den Live-Sampler.
Wie wechselt ihr auf der Bühne die Einstellungen für die verschiedenen Songs?
Unser Haupt-Live-Notebook steht auf der Bühne bei Tim auf dem Boden, denn er muss es während der Show kein einziges Mal anfassen. Um zu einem anderen Song zu wechseln, geht Tim an seinem Launchpad in den Mixer-Modus, schaltet die Gruppen-Spuren des vorherigen Songs aus und die des nächsten Songs ein. Dann wechselt er am Launchpad zurück in den User-1-Modus, und schon kann er die Sounds des nächsten Songs über die Pads triggern.
Gibt es etwas in Ableton Live, das du in Zukunft noch genauer erkunden möchtest?
Ja, eine ganze Menge. Uns fällt manchmal auf, dass Tim und ich bestimmte Dinge in Live völlig unterschiedlich angehen. Manchmal macht Tim etwas, und ich frage ihn dann ganz erstaunt: “Was war das denn jetzt? Wie hast du gerade auf der Spur da dieses Super-Time-Stretching gemacht?”, und er antwortet, „Ganz einfach Kumpel, das mache ich immer so: Du ziehst das Sample einfach hierhin und fertig.“ Ich selber hätte das Ganze viel umständlicher gemacht, und bin dann immer wieder überrascht was alles geht, und wie schnell und einfach.
Es ist schön zu wissen, dass ich in Ableton Live noch vieles entdecken kann und noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgereizt habe. Das ist etwas, was ich wirklich an Live liebe.
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