So steil kann eine Karriere verlaufen, wenn ein Ausnahmetalent seine Liebe zur Musik lebt: Klavierunterricht mit 5, erstes Konzert mit 13, Masterclass-Studium an der New Yorker Juilliard School, gefolgt von gefeierten Tourneen und Alben. Weil das Herz des gebürtigen Luxemburgers Francesco Tristano neben Bach auch für Elektronik schlägt, ist ihm die Welt der Klassik jedoch nicht genug. Seine Projekte reichen von der Fusion klassischer und eigener Kompositionen über Soundmanipulationen des Flügels bis zu Kollaborationen mit Künstlern wie Carl Craig, Murcof oder Moritz von Oswald.
Francesco Tristano: Piano-Pionier
Wie Francesco berichtet, entdeckte er Ableton Live durch Carl Craig: „Gleich nachdem Carl mir 2007 Live gezeigt hatte, setzte ich es auf der Tour zu meinem Album „not for piano“ (2007) ein: um den Flügelklang zu manipulieren und um andere Sounds beizusteuern. Live ist für mich eine große Befreiung. Seitdem ich es auf der Bühne einsetze, fühle ich mich dort nicht mehr so alleine. Es ist, als ob ich eine ganze Band im Handgepäck hätte.“
„Im Studio entwickle ich mit Live oft Ideen: Ich nehme etwas auf, loope es und bringe es weiter. Das Schöne dabei ist, dass alles sehr frei ist und man spontan agieren kann. Für mein Album ‚auricle Bio On’ (2008) habe ich Flügelaufnahmen in Lives Clip-Ansicht zerschnitten, in den Clip-Hüllkurven Lautstärke- und Panorama-Sprünge eingezeichnet und Effekte wie Beat Repeat eingesetzt. Dieser Track hier ist zum Beispiel so entstanden… “
Bei Solokonzerten zu seinem Album „bachCage“ (2011) nutzt Francesco Live, um den Klang des Konzertflügels zu bearbeiten: „Eine durchgeplante Performance finde ich langweilig. Die Bühne ist ein Raum für Freiheit. Wenn ich den Flügel in Live durch Effekte schicke, entstehen ganz neue Sounds. Dieses intuitive Element mag ich sehr: Live lädt dich ein, mit Klängen zu spielen, und überrascht dich dann mit Sounds, die du dir vorher nicht mal vorstellen konntest.
Hier ist ein Live-Set, das ich bei bachCage-Konzerten nutze: Es enthält die Ableton-Effekte Chorus, Grain Delay, Filter Delay und zwei Lexicon Plug-ins. In einigen Returns gibt es Sends auf andere Effekte, sodass Effektketten entstehen. Jeder Flügel hat eine andere Obertonstuktur, die in diesen Effekten ein Eigenleben entwickelt. Ich experimentiere auf der Bühne mit den Parametern, bis ein Klang entsteht, den ich mag, und spiele dann weiter damit.“
Francesco Tristano zählt zur neuen Generation von Pianisten, die Konventionen der Klassik nicht akzeptieren und mutig eigene Wege gehen. 2013 wird er Projekte präsentieren, bei denen Max und Max for Live wichtige Rollen spielen werden. Es bleibt spannend…
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