Decap: Gefühl für Push
Der in San Francisco lebende Hiphopkünstler Decap veröffentlicht diese Woche ein packendes Video zu seiner neuen Single „Feeling”. Vor dem Objektiv der Steadicam performt der Hiphop-Veteran den kompletten Track auf Push – in einem einzigen Take und ohne Quantisierung. Das ganze Sequencing, Looping und auch die Solospuren kommen ohne jedes Sicherheitsnetz aus.
Decap stammt von der East Coast. Er macht Beats seit er 13 Jahre alt ist und hat bereits für Talib Kweli, Smoke DZA und Snoop Dogg produziert. Für seine aufkommende Bühnenkarriere war Push der Schlüssel, sagt er. Im folgenden Q&A lässt Decap uns am Videodreh teilhaben und weiht uns in seine Pläne für 2015 ein.
Was sehen wir in dem Video? Es sieht aus, als ob du Beats im Sequencer aufnimmst, sie dann loopst und manipulierst und anschließen noch Solos darüber spielst. Läuft das alles ohne jede Quantisierung?
Gar nichts ist quantisiert. Es war der Anspruch, ganz fehlerfrei zu spielen und es in einem Durchlauf zu filmen. Ich war super aufgeregt. Zuerst dachte ich: „Verdammt, das ist eine Menge Druck”, aber letztlich war es ziemlich einfach und echt cool. Am Anfang des Tracks bekam ich das Metronom über meine Kopfhörer und konnte so das Timing einhalten.
Nicht zu quantisieren ist genial, man kann die eigenen Emotionen und Timing richtig durchlassen. Quantisierung hat etwas Rigides an sich und ich will in der Lage sein, mein Feeling für den Track zu übersetzen und es den Hörer roh und unverstellt spüren zu lassen.
Anderthalb Tage vor dem Dreh kam ich nach L.A., übte immer wieder, bis zur Perfektion. Wir haben mit verschiedenen Aufnahmen herumgespielt. Dann habe ich tief Luft geholt, vor der Performance meditiert und es irgendwie in einem Take geschafft. Es war großartig, so im Moment zu sein und den Druck zu haben, es einfach durchzuziehen. Das fühlte sich echt gut an.
„Nicht zu quantisieren ist genial, man kann die eigenen Emotionen und Timing richtig durchlassen.”
Was sehen wir technisch? Wie verwendest du hier Push?
Ich habe eine Live 9.2 Beta Version, durch die ich alle 64 Pads für die Performance nutzen kann. Alle Grundstrukturen des Tracks habe ich auf die 64 Pads gelegt, was ich in einer Live-Situation sehr hilfreich finde. Früher hatten viele Drum Machines nur 16 Pads. Mit den sehr hochwertigen Pads von Akai an den Händen kann ich das richtig einfach ausbauen. Was ich im Video getan habe, kostete mich Übung, denn mittlerweile reizt es mich, zweihändig zu spielen. Das beschäftigt mich seit einigen Monaten und ich entdecke gerade erst die Möglichkeiten.
Das Solo klingt, als würdest du auf einer E-Gitarre sliden, obwohl du für das Pitch-Bending den Touch Strip nicht benutzt.
Stimmt, das war ein Drehregler oben, nämlich der LFO, der auf einen WahWah-Effekt gemappt war. Ich habe den [Touch Strip] schon verwendet, aber erst am Ende. Das ist noch ein Grund, warum ich Push so sehr mag. Es ist total ausdrucksstark. Ich kann damit funky sein. Die Solos waren interessant, denn jedes einzelne Mal, wenn ich übte, waren sie anders. Das Stück bleibt seinem Namen „Feeling” also treu. Ich will in meinem Ausdruck authentisch sein und in jedem Moment einfach das spielen, was mir in den Sinn kommt. Einige Solos waren richtig energetisch, andere waren laid back.
Wie hast du es geschafft, das Sample im Video abzuwürgen?
Ich habe so einen Loop mit langen Samples drin, die ich am Anfang der Performance aufgenommen hatte. Dazu habe ich zwei Pads, bei denen der Sound runtergeregelt ist, die aber in derselben “Choke-Gruppe” wie die laufenden Samples sind. So kann ich sie muten und variieren. Dadurch entsteht dieser abgeschnittene, rohe, hiphopartige Sound. Einige von den Größen, die ich bewundere, so wie DJ Premier, haben das häufig in ihren Tracks verwendet.
Wie gestaltet sich 2015 für dich? Hast du vor, eine neue Platte zu veröffentlichen und sind Gigs geplant?
Es gibt einen Track von Snoop, der 2014 aufgenommen wurde und noch nicht raus ist, aber in diesem Jahr herauskommt. Ich arbeite gerade an meinem Album und überlege, wie ich es aufführen soll. Ich war immer der Producertyp, der für Talib, Snoop und solche Künstler die Tracks geschnipselt hat. Jetzt hilft Push mir dabei, meine Identität auf ein anderes Level zu heben. Ich wollte schon immer ein Künstler sein, der seine eigenen Stücke performt. Als Push herauskam, wusste ich, dass es im Studio landen würde, aber ich wusste nicht, wie wichtig es für Performances werden würde. Ich ahnte nicht einmal, wie sehr das Performen Teil von dem werden würde, was ich mache und liebe. Es ist erstaunlich, wie Producer sich heutzutage als Bühnenkünstler etableieren können.
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