Dan Freeman hat klobigen Hardware-Samplern Töne entlockt und mit so manchem illustren KĂŒnstler der New Yorker Musikszene zusammengearbeitet. Seinen groĂen Erfahrungsschatz teilt er sehr gerne â als zertifizierter Ableton-Experte, Dubspot-Dozent und bei weltweiten Gigs mit seinem Soloprojekt CĂm1x, seiner Band Commandante Zero und in Kooperation mit anderen Bands.
Wir trafen Dan vor kurzem, um mehr ĂŒber seine aktuellen AktivitĂ€ten zu erfahren: Musiktechnik lehren, auf Tour sein, mit Leuten wie Tunde Adebimpe von TV on the Radio arbeiten â und via Push den Zauber des Acid House neu entdecken.
Dan Freeman: El Commandante
âPush ist ein faszinierendes Instrument â ich denke, dass es die Bedingungen oder den Rahmen von elektronischer Livemusik verschiebt und vielleicht sogar noch mehr leisten kannâ, meint Dan. Er nutzt Push seit der Beta-Phase und hat sein eigenes Push-Setup, mit dem er die Grenze zwischen Performance und Studio-Produktion aufhebt, inzwischen perfektioniert â was seine Doppelrolle als Session-Musiker und Elektronikproduzent unterstreicht. âMich interessiert, wie sich Push als wirkliches Live-Instrument verwenden lĂ€sst. Wie man also live produzieren und fĂŒr alle, die im Raum sind, spontan Musik machen kann. Tracks auflegen â nur eben solche, die genau in diesem Moment entstanden sind.â
Die BeschĂ€ftigung mit Push bedeutete fĂŒr Dan eine Zeitreise in die klassische Hardware-Ăra: âDie Art und Weise, wie man mit Push, seinem Step-Sequenzer und dem neuen Step-Sequenzer in Live 9.1 auf Basis des Drum-Racks die Beats aufbaut, hat mich einfach umgehauenâ. Die Multisamples des Roland TB-303 in Retro Synths lieĂen Dan so manchen Lieblings-House-Track der 80er Jahre neu entdecken. âIch höre mir Klassiker des Chicago-Acid-House an, etwa DJ Pierre, und versuche, sie mit Push live zu reproduzieren.â Hören Sie hier das Ergebnis:
Dan lernte in jungen Jahren Klavier und spĂ€ter Bassgitarre. Seine musikalische Karriere begann er Ende der 90er Jahre als Session-Bassist und Mitglied mehrerer Bands. Mit elektronischen Instrumenten kam er zum ersten Mal in Kontakt, als er in einer Band namens Soundvision spielte, deren Keyboarder einen âriesigen E-MU Samplerâ verwendete. âDiese [Sampler] sind zwar monströsâ, erzĂ€hlt Dan, âdoch ĂŒberhaupt nicht komplex. Im Grunde funktionieren sie wie riesige iPods. Doch sie klingen fantastisch â der Sound, den die Wandler liefern, ist wunderbar. Meine Aufgabe als Bassist bestand einfach darin, mitzuspielen. Das war der Ausgangspunkt fĂŒr weitere Gigs in jener Underground-Szene, die reale Instrumente mit elektronischer Musik zusammenbrachte.â
In dieser Zeit â der Brooklyn Indie Renaissance Anfang der 2000er Jahre â war Dan an Aufnahmen und Produktionen von Acts wie Interpol, TV on the Radio und The Killers beteiligt. AuĂerdem arbeitete mit dem Electro-Vocalist Xavier und der Band Stellastarr zusammen. Damals entdeckte er auch Ableton Live: âIch begann Ableton zu verwenden, weil im Grunde alles ziemlich schwierig war â die Musikindustrie brach zusammen und die Budgets waren klein. Als Xaviers musikalischer Direktor hatte ich folgenden Auftrag: âWir wollen als fĂŒnfköpfige Band ohne groĂes Budget eine Club-Tour in Europa machen. Wie lieĂe sich das realisieren?â Ein Freund von mir zeigte mir Ableton Live, damals war das Live 3.â
Zusammen mit Xaviers Drummer grĂŒndete Dan die Band Commandante Zero â ein Projekt, das ihn dazu brachte, sich ausgiebig mit den Funktionen von Live zu befassen, teilweise auch aus EffizienzgrĂŒnden. âViele Methoden, die ich fĂŒrs Performen mit Ableton Live entwickelt habe, vor allem fĂŒr die Vocals, entstanden in hunderten von Gigs in schĂ€bigen New Yorker Clubsâ, erzĂ€hlt Dan schmunzelnd. âUnsere ersten Gigs waren irrwitzig â ungefĂ€hr 30 Minuten Aufbau und 15 Minuten Musik. Die Leute am Mischpult hassten uns, weil wir so viel Equipment hatten, so viele Kabel⊠was wir da eigentlich machten, wussten wir nie ganz genau.â Diese Auftritte zwangen Commandante Zero dazu, ihr Setup genau zu durchdenken: âWas an New York toll ist: Es tritt dich in den Hintern. Entweder machst du deine Sache gut oder du lĂ€sst das Ganze sein, weil es einfach ziemlich nervig ist. Das zwang uns dazu, unser Setup schlanker zu machen â so effizient wie möglich.â
Parallel zu seiner musikalischen Karriere ist Dan seit einiger Zeit Dozent im Fachbereich Jazz des Brooklyn Conservatory of Music und gibt seit 2010 Ableton-Live-Kurse bei Dubspot. Als ausgewiesener Live-Experte lernt er trotzdem noch dazu und lĂ€sst sich tĂ€glich inspirieren: âSeit ich Dubspot-Kurse gebe, kommt es mir ehrlich gesagt manchmal so vor, als ob ich genauso viel lerne wie meine Studenten. Wenn ich drei Stunden lang ĂŒber die Materie rede und manche Dinge herausstelle, entstehen dabei so viele neue Ideen. Manche Kursteilnehmer sind absolute Live-Spezialisten und stellen Fragen zu Aspekten, die mir noch nie in den Sinn kamen.â
Im Rahmen seiner Dubspot-Kurse lÀdt Dan auch gerne illustre GÀste ein, etwa Tunde Adebimpe von TV on the Radio. Dieses Video zeigt eine Jam-Session der beiden bei einem Treffen der Dubspot-User-Group:
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