Battles: Die Kunst der Wiederholung
Das New Yorker Trio Battles hat mit seiner komplexen, spannungsgeladenen Musik inzwischen einen Grad an Präzision erreicht, von dem andere Bands nur träumen können – eindrucksvoll dokumentiert auf zwei Alben und mehreren EPs. Das jüngste Album „La Di Da Di“ verspricht die nächste Entwicklungsstufe zu sein – laut Battles ein „wuchernder Monolith der Wiederholung… ein organisches, technoides Surren annähernd endloser Loops, die sich der Gleichförmigkeit widersetzen“.
Solche Sätze klingen natürlich wie Musik in unseren Ohren und wir freuen uns, Ihnen „The Art of Repetition“ – unsere Mini-Doku über Battles – zu präsentieren. Für das Video besuchten wir das Trio in ihrem Proberaum in New York, waren in einem Studio auf Rhode Island bei Aufnahmen für das neue Album dabei und begleiteten die Band bei einer intensiven Live-Performance in Deutschland mit der Kamera. Bei der Arbeit an unserem Film konnten wir interessante Einblicke in die kreative Welt von Battles gewinnen und mehr über ihre Studiotechnik und Kompositionsmethoden erfahren. Mindestens genauso spannend fanden wir eine weitere Erkenntnis: Es sind drei sehr unterschiedliche Menschen, die diese Musik vorantreiben.
Sehen Sie „The Art of Repetition“ und lesen Sie auch unser Interview mit dem Battles-Gitarristen, -Keyboarder und -Push-Spieler Ian Williams.
Ian Williams über Loops
Waren Loop-Techniken schon immer ein Teil deines musikalischen Vokabulars?
Ich habe in meiner vorigen Band – Don Caballero – angefangen, mit Loops zu arbeiten. Wir waren zwei Gitarristen. Dann stieg der andere aus und ich dachte, „was nun? Wir können nicht die ganzen gebuchten Gigs absagen!“. Dann entdeckte ich das Akai Headrush-Fußpedal – 1998 war das ungefähr – und dies brachte den Ball ins Rollen. Als Battles 2002 ins Leben gerufen wurde, gingen meine Loop-Experimente weiter. Auf den frühen EPs hört man die ursprüngliche Idee. Mir ging es darum, die Musik durch die Loops schlanker zu machen. Deshalb hört man dort statt überbordender Komplexität viele einzeln angeschlagene Noten – pling-pling-pling. Das passte auch gut zu John Staniers Drum-Spielweise: minimal und krisp. Dann ging ich allmählich dazu über, mit Ableton Live zu arbeiten – für mich war das die logische Fortsetzung meiner Loop-Experimente.
Trotzdem sind deine Sounds nicht selten sehr komplex. Bist du davon manchmal selbst überrascht?
Es freut mich, dass ich den kreativen Prozess auf eine bestimmte Weise mystifizieren kann. Mit Software geht das gut – man entdeckt ein neues Plug-in, legt es in die Spur und dann randomisiert es Dinge, macht sie rätselhaft. Ein weiteres Beispiel ist Push – ich kann zwischen verschiedenen Tonleitern wählen und bestimmen, ob sie an einen Grundton gebunden sind oder nicht. Sowas finde ich spannend: Man gerät in eine unerwartete, ungewohnte Situation und entdeckt die Musik dadurch neu. Ich habe meine Fußpedale nach und nach durch Ableton Live ersetzt, weil es zwischen den Welten einige Gemeinsamkeiten gibt, doch mit Live viel mehr möglich ist. Ich kann einen Loop endlos lange in den nächsten Loop loopen, das Ganze im Kreis laufen lassen und erneut loopen – da alles digital geschieht, kann ich immer weitermachen und viele Varianten entwickeln.
Welche Looping-Techniken wendest du am häufigsten an?
Beim Loopen wende ich gerne Re-Sampling an, das macht es funky. Ich spiele einen Audio-Loop und nehme ihn beispielsweise in drei Spuren als Audio-Clip auf. In den drei Clip-Slots kann ich dann mit den Loop-Startpunkten experimentieren. Das mache ich sehr gerne – auf diese Weise gewinne ich auch viele neue Loops. Es ist fast wie Beat-Juggling beim Auflegen, doch ich wende lediglich den Lautsprecher-an/aus-Trick an und springe zwischen den Loops hin und her. In allen drei Spuren liegt dasselbe Sample: Wenn die Loop-Startpunkte leicht verschieden eingestellt sind, entstehen ziemlich interessante Grooves. Die halte ich dann fest und mache weiter, manchmal mit einer Unmenge Plug-ins. Beim Live-Spielen wiederum lässt sich mit Clips so viel erreichen und spontan ausprobieren.
Technologie spielt eine zentrale Rolle in deiner Band. Bringt das manchmal auch Nachteile mit sich?
Klar, Technologie hat auch eine problematische Seite. Wenn ich an meine Bandzeiten in den 90er Jahren denke – immer auf Tour, jeden Abend andere Bands sehen – erinnere ich mich auch an die Langeweile, die mich regelmäßig überkam. Das war noch vor der großen Welle an neumodischen Geräten und Computern. Es gab nur Gitarre, Bass, Drums, jeden Abend passierte dasselbe. Zum Glück hat Musiktechnologie neues Leben in die Sache gebracht und unsere Situation grundlegend verändert. Gleichzeitig schafft sie aber auch eine Art von Distanz. Das altbekannte Problem – du willst coole, innovative Musik live erleben, siehst dann einen Typen am Laptop und denkst, „wäre ich doch lieber zuhause geblieben und hätte die Platte aufgelegt“. Das sind die Vor- und Nachteile, und die Herausforderung besteht darin, die Nähe zur Musik wiederherzustellen: Darum kreisen viele unserer Bemühungen.
Erfahren sie mehr über Battles auf Facebook und via Warp Records.